zeitig stattgehabte Sonnen- und Mondfinsternisse zu kontrollieren,
den vollen Beifall des ersten Astronomen des Zeitalters finden
mußte.
Astronomischer Beobachter in höherem Stile ist Kepler,
wie wir hier einer verbreiteten unzutreffenden Auffassung seines
Verdienstes gegenüber betonen wollen, niemals gewesen 4 ^);
sein Gesicht war schwach, seine zarte Gesundheit verbot häufiges
Nachtwachen; die theoretische Arbeit nahm alle seine Kräfte
in Beschlag; zumeist hätten ihm auch, wenn er anders gewollt
hätte, die erforderlichen Instrumente gefehlt. Nur in Prag,
wo ihm wenigstens zeitweise die tychonische Sternwarte offen
stand, und wo ihm zudem in dein an Hilfsmitteln unerschöpf
lichen Hofmechaniker Bürgi ein treuer Freund gewonnen war,
ward der Himmelsbeobachtung selbst ein etwas größerer Platz
eingeräumt, und da erfahren wir denn mitunter von ganz
sinnreichen Auskünften, mittelst deren sich gewisse Zwecke er
reichen ließen. In einem an Herwart gerichteten Briefe
schildert Kepler 183 ) ein nach Art des ptolemaeischen Dreistabes
von ihm selbst erdachtes Instrument, welches Zenitdistanzen
zu messen gestattete. Mit dem gestirnten Himmel blieb er
unausgesetzt in Fühlung; kein wichtigeres astronomisches Er
eignis ließ er unbeobachtet vorübergehen; und so ka:n es, daß
doch Ziemlich viele seiner Veröffentlichungen auch demjenigen
Teile seiner Lieblingswissenschaft zugewandt sind, welchen wir
heute als topographische oder physische Astronomie bezeichnen
würden.
Der 1572 in der Kassiopeja neu erschienene Stern hatte
bei Tycho Brahe den schlummernden Wunsch, sich ganz der
Hilnmelsbeobachtung zu widmen, zum festen Entschluß gezeitigt;
ein analoges Vorkommnis des Jahres 1604 regte unseren
Kepler ebenso wie Galilei (s. im zweiten Teile) zu eingehender
Beschäftigung mit einer so fremdartigen Erscheinung cm 184 ).
Er berichtet, daß er den Stern, welcher int Sternbilde des
Schlangenträgers sich befand, vom 30. Oktober genannten