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Doppelbildmikrometer.
wenigstens liess das von v. Steinheil mit besonders grosser Sorgfalt iür die
Pulkowaer Sternwarte hergestellte Mikrometer in optischer Hinsicht viel zu
wünschen übrig und konnte wegen der geringen Schärfe der Bilder an dem
lözölligen Refractor nur mit Vergrösserungen bis zu 300 benutzt werden; gleichwohl
zeigten die mit demselben ausgeführten Messungen eine befriedigende Ueber-
einstimmung. W. R. Dawes 1 ) hat bei Anwendung des nachher zu beschreibenden
AiRY’schen Doppelbildmikrometers eine Bemerkung gemacht, welche auch
für das AMici’sche Mikrometer von Nutzen sein kann. Wenn durch Entfernung
der Achsen der beiden Hälften einer durchschnittenen Linse zwei Bilder eines
Sterns erzeugt werden, so sind diese Bilder nicht vollkommen rund, sondern
durch zerstreutes Licht, welches sich in der auf der Durchschnittslinie senkrechten
Richtung und zwar mehr nach der Seite der zugehörigen Linsenhälfte, als nach
der entgegengesetzten zeigt, entstellt, sie nehmen eine nahezu ovale Figur an.
Es ist dies einerseits die Folge davon, dass durch die Hälfte einer Linse eine
Compensation der Aberrationen nicht eintritt und hat anderseits seinen Grund
in der Beugung der Lichtstrahlen an der Durchschnittslinie der Linse. Nach
den Erfahrungen von Dawes kann man aber die Bilder vollkommen rund machen,
wenn man vor das Objectiv des Fernrohrs eine geeignete Blende setzt. Dieselbe
muss so beschaffen sein, dass das Licht nur durch zwei kreisrunde Oeffnungen
einfällt, die einander berühren, und je einen Durchmesser gleich dem Radius
des Objectivs haben; die Verbindungslinie ihrer Mittelpunkte muss senkrecht
zur Schnittlinie sein. Dasselbe würde zufolge Dawes ein Schirm leisten, dessen
Oeffnung von einer Ellipse begrenzt wird, deren Hauptachsen gleich dem Durch
messer und dem Radius des Objectivs sind. Natürlich lässt die Anwendung
einer solchen Blende nur die Hälfte des Objectivs zur Geltung kommen und sie ist
daher nur bei grösseren Objectiven und bei helleren Objecten möglich, aber
gerade hier pflegt auch die Deformation am störendsten zu sein. Statt das Ob
jectiv selbst mit einer solchen Blende zu versehen, könnte man auch einen ähn
lichen Schirm vor die getheilte Linse setzen und sich zugleich mit ihr drehen
lassen; man würde dann der jedesmaligen neuen Justirung beim Uebergang von
einem Object zum andern überhoben sein.
Die Beziehung zwischen der Verschiebung der beiden Hälften der getheilten
Linse und dem Winkel, unter dem die beiden Bilder vom Hauptpunkt des
aus ihr und dem Hauptobjectiv gebildeten optischen Systems erscheinen, geht
leicht aus der Fig. 330 hervor.
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(A. 830 .)
*) Monthly Notices Vol. XVIII,
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