Full text: Theorie der Mikrometer und der mikrometrischen Messungen am Himmel

76 Declinograph. 
Drehungsphase, welche der Stellung des beweglichen Fadens entspricht, mit 
Leichtigkeit ablesen. 
Das Andrücken des Streifens geschieht auch hier durch eine pneumatische, 
aber gegen früher verbesserte Vorrichtung. An das hohle Messingstück n wird 
ein weiteres Stück Gummischlauch angesetzt, an dessen anderem Ende ein 
Gummiballon befestigt ist, welcher am zweckmässigsten in einer Tretvorrichtung 
untergebracht wird. Durch ein kurzes, derbes Auftreten bläht sich die Blech 
büchse b auf und treibt den durch den Rahmen r gehenden Papierstreifen 
gegen die Spitzen der Trommel. Während aber bei dem ersten Apparat die Mikro 
meterschraube selbst mit der Fortbewegung des Streifens belastet war, wird der 
selbe Zweck hier in der folgenden sinnreichen Weise erreicht. Die dem Gummi 
ballon entströmende Luft zertheilt sich nach zwei Richtungen; ein Theil nimmt 
den vorhin beschriebenen Weg, der andere tritt durch den über die Büchse ge 
bogenen Gummischlauch g in die Röhre tnm' und treibt in dieser einen Kolben 
von m nach m!. Der Kolben steht mit einer schmalen Messingplatte in Ver 
bindung, die unter der Rolle q sitzt, um die Achse dieser Rolle drehbar ist und 
an ihrem anderen Ende e eine kleine gekrümmte Feder f trägt, welche an 
ihrem rechten Ende in einen Haken ausläuft. Wird nun der Kolben in der 
Richtung von m nach m' geschleudert, so gleitet der Haken der kleinen Feder 
/ von links nach rechts über den Umfang der gezahnten Scheibe hinweg und 
hakt im Augenblick des Stillstandes bei dem zuletzt erreichten Zahne fest. In 
demselben Moment tritt eine durch den Kolben in der Röhre zusammengepresste 
Spiralfeder in Wirksamkeit und treibt ihn und die drehbare Messingplatte mit 
der Feder f zurück und bewirkt dadurch eine kleine Drehung der Rolle q von 
rechts nach links, wodurch zugleich die Vorrathsrolle um ein weniges gedreht 
und eine frische Stelle des Streifens für die folgende Registrirung bereit wird. 
Um dem Üebelstande zu entgehen, dass durch die gleichzeitig vor sich 
gehende Registrirung und Vorwärtsbewegung des Papieres anstatt Punkte Striche 
eingerissen werden, treibt die Blechbüchse zu derselben Zeit mit dem Papier 
streifen den tim i drehbaren Haken h in den gezahnten Umfang der oberen 
Scheibe der Zugrolle q und hält diese so lange fest, bis der Papierstreifen die 
Spitzen wieder verlassen hat. 
Das Fadennetz des Declinographen besteht nur aus wenigen Fäden, einem 
festen Stundenfaden für Durchgangsbeobachtungen und zwei dazu senkrechten 
festen Fäden, welche einen Anhalt für die Breite der aufzunehmenden Zonen 
geben sollen; auf dem beweglichen Schlitten, welcher auch das Ocular trägt, 
ist nur ein Faden für die Declinations-Einstellungen aufgespannt. 
Wie oben angeführt worden ist und auch aus der vorstehenden Beschreibung 
hervorgeht, kann der Declinograph, namentlich in seiner verbesserten Form, bei 
Anschlussbeobachtungen, die in Ruhe ausgeführt werden können, trotz der 
grösseren Ganghöhe der Schraube mit dem gewöhnlichen Fadenmikrometer 
concurriren; sein eigentliches Arbeitsgebiet wird aber die rasche und zugleich 
genaue Aufnahme von kleineren Theilen des Himmels sein, und voraussichtlich wird 
er hier noch lange Zeit neben der photographischen Abbildung mit Vortheil 
verwandt werden können. Bei der Wiederaufsuchung eines nicht allzu erheblich 
von der Vorausberechnung abweichenden kleinen Planeten wird er sogar 
vor der photographischen Aufnahme den Vorzug gewähren, dass der Ort des 
Himmelskörpers zugleich mit einer Genauigkeit bestimmt wird, welche der Aus 
messung des auf der Platte (strichförmig) abgebildeten Objectes in vielen Fällen 
merklich überlegen ist.
	        
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