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SYMPOSIUM PHOTO INTERPRETATION, DELFT 1962
toren des Landschaftsinhaltes gewonnen werden. z.B. Siegtal zwischen
Freusberg und Büdenholz (bild 1). Eine zeitraubende Geländekartierung
würde notwendig sein, um die aus einem Messtischblatt kaum feststellbaren,
im Luftbild jedoch sehr deutlich in Erscheinung tretenden Lebens- und Wirt
schaftsvorgänge in den Formen dieses Landschafts zu ermitteln. Mit einem
Blick erkennt man die Zusammenhänge zwischen Geländeformung und dem
gewundenen Lauf der Sieg. Auch die bewaldeten oder die beackerten Flächen
sowie das Grünland finden in der Geländeformung ihre Begründung. Deut
lich stellen sich die günstigen Standorte für die Siedlungen in der Tallage
heraus. Man erkennt, welche Hindernisse die Eisenbahn zu überwinden hatte,
um in der Engräumigkeit des gewundenen Tales noch tragbare Krümmungs
radien zu gestalten.
2. Noch grösser ist die Hilfe des Luftbildes bei der Ermittlung und Inter
pretation einzelner Landschaftsfaktoren. Deutlich sieht man die Tendenz,
wie der naturhafte Laubwald auf schlecht zu bewirtschaftende Steilhänge
zurückgedrängt wird, während die ebeneren Waldflächen aus Kunstforsten
mit Nadelholz in Kahlschlagwirtschaft bestehen. Der Fluss ist weitgehend
reguliert worden. Trotzdem erkennt man frühere Mäanderbildung mit Prall
hang und Gleithang. Deutlich tritt der Uferbewuchs in Erscheinung und lässt
erkennen, welche schützenden Funktionen er ausübt. Die Feldeinteilung und
Wegeführung ist weitgehend dem Gelände entsprechend getroffen worden.
Die kleinflächige Streifenaufteilung spricht für Realteilung und lässt eine
Flurbereinigung notwendig erscheinen. Die Strassen weisen einen guten Baum
bestand auf, während den neueren Siedlungen ein zusammenfassendes Grün
noch fehlt. Während diese Landschaft trotz erheblicher Eingriffe noch einen
weitgehend gesunden Eindruck vermittelt, wird man in Luftbildern anderer
Landschaften z.B. auf Boden- oder Wasserschäden durch zu starke Ausräu
mung oder falsch gelenkte Regulierungen stossen. Man wird eine mehr oder
weniger günstige Siedlungsverteilung, ein Überhandnehmen der Industrie,
Rauchschäden, Abwasserschäden etc. feststellen. Bei der Planung von National
parken wurden mit grossem Erfolg die Wildvorkommen und -Wanderungen
durch Luftbildaufnahmen ermittelt. Unter Zuhilfenahme des farbigen Luft
bildes lassen sich noch viele Einzelheiten der Vegetationsbedeckung und ihrer
Zonierung, der Bodenbeeinflussung etc. feststellen, aus denen wiederum Rück
schlüsse für die Landschaftsplanung zu ziehen sind.
3. Dabei sind Abhängigkeit, Beziehungen und Störungen zwischen den land
schaftsbestimmenden Faktoren zu ermitteln, um die Landschaftsdiagnose
zu stellen. Wichtig sind zunächst die natürlichen Biozönosen, die sich als
naturhafte Wälder, Moore, Sümpfe, Teiche, Dünen, Meeresufer etc. im Luft
bild ohne weiteres darstellen. Viel häufiger und deswegen von grösserer Be
deutung für die Landschaftsplanung sind die wirtschaftlich bedingten Biozö
nosen, denen im Hinblick auf die Landschaftsökologie eine mehr oder weniger
schwerwiegende Problematik innewohnt. Das Luftbild hilft z.B. bei der Er
kennung von Ursache und Wirkung von Landschaftsschäden, da es im grossen
Überblick Entstehungsherd und Schadensverlauf von Erosions- und Defla-