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Nord — Nutation
auch eine Teilung in verschieden viele
Teile anwenden könne. Sein Vorschlag,
zur praktischen Realisierung dieses Ge
dankens dem in 90° geteilten Quadran
ten noch eine größere Zahl konzentrischer
Hilfsquadranten beizugeben, die in 89,
88, 87 . . . gleiche Teile geteilt sein soll
ten, erwies sich aber als unbrauchbar.
Den heutigen N. hat erst Pierre Vernier
in seiner 1631 in Brüssel erschienenen
Schrift »Du construction, l’usage et
les propriétés du quadrant nouveau
de mathématiques« beschrieben. Daher
belegt man auch vielfach, 3. B. in Eng
land allgemein, den N. mit dem Namen
Vernier.
Nord, s. Mittemacht und Himmelsgegenden.
Nordpol der Erde, der auf unsrer
(der nördlichen) Erdhälfte gelegene End
punkt der Erdachse; N. des Himmels,
der auf unsrer Erdhälfte sichtbare Him
melspol, etwa lVs° vom Stern « im
Kleinen Bären entfernt.
Nordpunkt oder Mitternachtspunkt,
derjenige Durchschnittspunkt des Him
melsmeridians und des Horizonts, wel
cher unterhalb des Nordpols liegt.
Nucleus (lat., »Kern«), bei Kometen
und Nebelflecken die in der leuchtenden
Duustmasse wahrnehmbaren verdichteten
Stellen.
Nundinalbuchstaben (v. lat. nundi
nae, »Woche«, daher s. v. w. Wochcnbuch-
staben) heißen die sieben Buchstaben Â
bis G, welche in sich beständig wieder
holender Folge den einzelnen Tagen des
Jahrs beigesetzt werden, indem man den
1. Jan. mit A, den 2. mit B u. s. f., den
7. mit G, den 8. wieder mit A jc. bezeich
net. Im römischen Kalender gab es, so
lange die achttägige Woche üblich war (s.
Woche), acht N., A bis H. Aus dem römi
schen Kalender stammt auch die Regel, in
einem Schaltjahr dem Schalttag(24. Febr.)
und dem darauf folgenden Tag denselben
Buchstaben zu geben, nämlich G im vor
christlich-römischen, F im christlichen Ka
lender. Vgl. Sonntagsbuchstabe.
Nunez (lat. Nonius), Pedro, geb.
1492 zu Alkazar de Sol, gest. 1577; war
Professor der Mathematik an der Uni
versität Coimbra, Kosmograph des Kö
nigs Emanuel von Portugal sowie Leh
rer von dessen Sohn Heinrich.
Nutation oder Schwanken der Erd
achse, eine von dem englischen Astronomen
Bradley 1747 entdeckte Störung der
Präzession. Vermöge der letztern beschreibt
der Pol des Himmels eine kreisförmige
Linie am Himmel, deren Mittelpunkt der
Pol der Ekliptik (ein Punkt in der Mitte
zwischen den Sternen 9' und £ des Dra
chen) ist, und deren Radius beiläufig23 Vr"
beträgt. Diese Bewegung sollte ziemlich
gleichförmig, nur schwach beschleunigt sein
und gegenwärtig 50,24 Bogensekunden
jährlich betragen. Von dieser Bahn weicht
aber der Pol bald nach der innern, bald
nach der äußern Seite ab; er ist bald ein
Stück vor der Stelle voraus, an welcher
er infolge der Präzession stehen sollte, bald
ein Stück hinter ihr zurück; seine Bahn
ist eine wellenförmige, an den Kreis von
23Vr° um den Pol der Ekliptik sich an
schließende. Bezeichnet man den Ort, an
welchem sich der Pol infolge der Präzession
befinden sollte, als den mittlern Pol,
so kann man sich die N. in der Hauptsache
so vorstellen, daß der wahre Pol um den
mittlern eine Ellipse beschreibt, deren
große Halbachse 9,22 und deren kleine
Halbachse 6,86 Bogensekunden beträgt;
man nennt dieselbe die Nutationsel-
l ip s e. Die Zeit, in welcher dieselbe durch
laufen wird, ist gleich der Umlaufszeit
der Mondknoten, etwa 18Vs Jahre. In
aller Strenge ist freilich die Bewegung
eine verwickeltere, und es werden die Ab
weichungen des wahren Pols von dem
mittlern durch Formeln mit verschiedenen
Gliedern dargestellt, die von der Länge der
Sonne, des Mondeö und des aufsteigenden
Mondknotens abhängen. Man bezeichnet
nun den von der Sonnenlänge abhängigen
Teil der N. mit dem Namen Solar-
nutation, während der von der Länge des
Mondes und des Mondknotens abhängige
die Lunarnutation heißt.
Durch die N. werden die Örter der
Sterne, ihre Rektaszension und Deklina
tion, periodisch geändert; man nennt nun
den von dem Einfluß der N. (und außer
dem auch der Refraktion) befreiten Ort
eines Sterns seinen mittlern Ort, im