Full text: Lexikon der Astronomie

437 
Saturnolabium — Schaltmonat. 
noch schwieriger, sich ein System solcher 
srei schwebender Ringe vorzustellen. La- 
place, der die Bedingungen des Gleich' 
gewichts eines solchen Systems unter 
suchte, hat gefunden, daß dasselbe aus 
sehr vielen Einzelringen bestehen muß, 
die um den Planeten rotieren, aber nicht 
genau in derselben Ebene liegen. Doch 
würde dieses Gleichgewicht durch die ge 
ringsten störenden Einflüsse aufgehoben 
werden, selbst die Wirkung eines Mondes 
oder eines Kometen würde dazu hinrei 
chen; das Ringsystem würde dann aus 
den S. stürzen. Soll eine größere Sta 
bilität bestehen, so müssen die verschiede 
nen Ringe unregelmäßiger gestaltet sein. 
Der Züricher Astronom Horner (1774 
bis 1834) bezeichnet den Saturnring als 
einen Wolkenzug. Die amerikanischen 
Astronomen Bond und Peirce kamen 
bei ihren Untersuchungen über die Mög 
lichkeit der Stabilität des Ringsystems zu 
der Überzeugung, daß die Ringe flüssig 
seien und der äußere Ring bezüglich seiner 
Form und Teilung beständigen Verände 
rungen unterliege. Zu dem gerade ent 
gegengesetzten Resultat gelangten Clark, 
Maxwell und Hirn; ihnen zufolge be 
stehen die Ringe aus unzähligen festen 
Blassen von verschiedener Größe, die aber 
durch verhältnismäßig große leere Zwi 
schenräume voneinander getrennt sind, 
und von denen jede selbständig eine Bahn 
uni den S. beschreibt. Die Ringe würden 
hiernach eine ähnliche Konstitution besitzen 
wie die Kometen nach der Schiaparelli- 
schen Hypothese. 
Noch gedenken wir einer Vermutung, 
auf welche O. v. Struve durch Verglei 
chung älterer und neuerer Messungen ge 
führt worden ist, daß nämlich der Durch 
messer der innern Grenze des Ringes sich 
allmählich vermindert, so daß in nicht zu 
ferner Zeit ein Zusammenfließen des 
Ringes mit dem Planeten erwartet werden 
dürfte. Dabei ist freilich zn bedenken, daß 
die ältern und auch infolge der verwasche 
nen Konturen des Ringes die neuern 
Messungen noch ziemlich unsicher sind. 
Über die acht Monde, die um den S. 
laufen, vgl. Ncbenplaneten. 
Saturnolabium, ein Modell des Sa 
turn mit seinem Ring nnd seinen Mon 
den, hauptsächlich bestimmt, die verschie 
denen Stellungen der letztem und ihre 
Verfinsterungen anschaulich zu machen. 
Sraliger, Joseph Justus, geb. 5. 
Aug. 1540 zu Caen als Sohn eines Arz 
tes, studierte in Bordeaux und Paris, trat 
zum Protestantismus über und lebte von 
1593 an als Professor der schönen Wissen 
schaften zu Leiden, wo er21.Jan.1609 starb. 
Er wird als der »Vater der Chronologie« 
bezeichne), der sein Werk »Opus novum 
de emendatione temporum« (1583) ge 
widmet ist. Die von ihm eingeführte Julia 
nische Periode (vgl. Periode» hat er seinem 
Vater Julius Cäsar S. zu Ehren benannt. 
Schaltjahr, gegenwärtig ein bürger 
liches Jahr von 366 Tagen im Gegensatz 
zu einem G e m ei n j a h r, welches nur 365 
Tage besitzt; auch überhaupt ein Jahr, in 
welchem eine kleinere oder größere Anzahl 
von Tagen eingeschaltet ist, um Überein 
stimmung zwischen der bürgerlichen Zeit 
rechnung und den Himmelserscheinungen 
herzustellen. Vgl. Kalender. 
Schaltmonat, ein Monat, der in ein 
Kalenderjahr, das wesentlich vom tropi 
schen Sonnenjahr abweicht, in gewissen 
Zwischenräumen eingeschaltet wird, um 
den Kalender wieder mit dem Himmel in 
Übereinstimmung zu bringen. Ein solcher 
Monat war z. B. der Mercedonius bei 
den alten Römern. In dem von Numa 
Pompilius 717 v. Chr. eingeführten Ka 
lender war nämlich das gemeine Jahr ein 
Mondjahr mit den Monaten: 
Januar . 29 Tage 
März . . 31 - 
April . . 29 - 
Mai . . 31 - 
Junius . 29 - 
Quintilis . 31 - 
Sextilis. . 29 Tage 
September. 29 - 
Oktober . 31 - 
November. 29 - 
Dezember. 29 - 
Februar . 28 - 
also 355 Tage umfassend. In dieses Jahr 
wurde nun alle zwei Jahre der Merce 
donius abwechselnd mit 22 und 23 Ta 
gen und zwar stets nach dem 23. Febr. 
eingeschaltet. Ein Zeitraum von vier 
Jahren umfaßte also 
2 Gemeinjahre von 355 Tagen — 710 Tage 
1 Schaltjahr - 377 - — 377 - 
1 Schaltjahr . 378 - — 378 - 
zusammen: 1465 Tage,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.