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Sonne (Temperatur, Flecke).
peraturbeobachtungeu auf der Erde wi
derspiegeln müsse. Es hat auch iu der
That BuijS-Ballot uud neuerdings Gruß
auS Temperaturbeobachtungen eine Rota-
tionszcit der S. abgeleitet, die mit der aus
den Sonnenfleckenbeobachtungen gewon
nenen gut übereinstimmt. Gleichwohl be
darf diese Frage noch genauerer Erörte
rung.
Die Gesamtmenge der Wärme,
welche uns die S. in einer bestimmten
Zeit zusendet, haben besonders Pouillet
und Sir John Herschel zu bestimmen
versucht. Nach deni erstern würde diese
Wärme im Laufe von 24 Stunden eine
Eisschicht von 37 omDickeschmelzen, wenn
die Strahlen senkrecht darauf fielen, keine
Absorption in der Atmosphäre und völlige
Absorption im Eis stattfände. Da die S.
aber thatsächlich immer nur über einem
Punkte der Erde senkrecht steht, so würde
die auf der ganzen Erdoberfläche durch
schnittlich geschmolzene Eisschicht nur
9,2 cm täglich betragen.
Sehr weit auseinander gehen die Ur
teile bezüglich der Temperatur, die
auf der à herrs cht. Dieselbe wird her
geleitet aus der Wärmemenge, welche die
S. uns zusendet; das Ergebnis wird aber
immer sehr unsicher sein, weil es dabei
wesentlich auf das Gesetz ankommt, wel
ches zwischen Temperatur und Wärme
strahlung besteht, und weil dieses Gesetz
uns wohl für Temperaturen, wie wir sie
auf der Erde künstlich erzeugen, nicht aber
für so hohe Wärmegrade wie die hier in
Frage kommenden erfahrungsmäßig be
kannt ist. Secchi fand, indem er Strah
lung und Temperatur als proportional
annahm, 5 —6 Will. Grad C; dagegen
haben die französischen Physiker Vicarre
und Vivile mit Zugrundelegung des von
Dulong und Petit aufgestellten Gesetzes
der Wärmestrahlung eine Temperatur von
weniger als 2000° berechnet. Dagegen ist
neuerdings Langley durch direkte Ver
gleichung der Sonnenstrahlung mit der
Wärmestrahlung des flüssigen Bessemer
metalls in einem Konvertor und mit Zu
grundelegung des von Professor Stefan
in Wien gefundenen Gesetzes, daß die
Wärmestrahlung eines Körpers nahezu
der vierten Potenz seiner Temperatur
proportional ist, zu dem Resultat gelaugt,
daß die Temperatur der S. etwa dreimal
so groß ist als die des flüssigen Bessemer
metalls (etwa 1800° C.). Ein ähnliches
Resultat hat auch Soret mittels dessel
ben Gesetzes aus Versuchen mit Zirkon
abgeleitet. Zöllner hat dagegen aus
theoretischem Weg aus spektroskopischen
Beobachtungen eine Temperatur der S.
von ungefähr 28,000° als untere Grenze
abgeleitet.
5) Außer den Fackeln nimmt man auf
der Sonnenscheibe auch noch dunkle Flecke,
sogen. Sonnen flecke, wahr. Biswei
len sind solche schon mit bloßem Auge
erkennbar, wenn man die S. durch ein
dunkel gefärbtes Glas oder durch eine
Wolkenschicht oder auch nahe am Hori
zont beobachtet. Dieselben sind in Europa
zuerst von Johann Fabriciuö genauer
studiert worden. Derselbe richtete eines
Morgens im Dezember 1610, bald nach
Erfindung des Fernrohrs, ein solches In
strument auf den Sonnenrand, um dort
allerlei Ungleichheiten uud scheinbare
Rauhigkeiten zu untersuchen. »Indem ich
nun das aufmerksam betrachtete«, erzählt
er iu seinem im Sommer 1611 in Wit
tenberg erschienenen »Bericht über die in
der S. gesehenen Flecken und ihre schein
bare Umdrehung mit der S.« (lat.),
»zeigte sich mir unerwartet ein schwärz
licher Fleck von nicht geringer Größe
im Vergleich zum Sonuenkörper Ich
glaubte, vorüberziehende Wolken verur
sachten ihn. Ich wiederholte die Beobach
tung wohl zehnmal durch batavische Fern
rohre von verschiedener Größe und über
zeugte mich endlich, daß Wolken diesen
Fleck nicht verursachten. Indessen wollte
ich doch nicht auf mich allein mich ver
lassen und rief daher meinen Vater her
bei. ...« Es wird nun weiter berich
tet, wie beide ohne Blendgläser die S.
beobachteten, indem sie anfangs an den
Rand und dann allmählich, in dem Maß,
wie das Auge sich an die Strahlen ge
wöhnte, weiter nach der Mitte hin sahen
und so die ganze Sonnenscheibe durch
musterten; »da sahen wir das Erwähnte
deutlicher und gewisser«,schreibt der jüngere