470
Sonnenuhren (verschiedene Arten).
setzten Seite ab und zieht die entsprechen
den Radien, so erhält man die Stunden
linien für die Vormittagsstunden. Die
Linie für 6 Uhr früh oder abends geht
parallel zur Tangente 6?; die Linien für
die Stunden vor früh 6 Uhr und ebenso
für die Stunden nach 6 Uhr abends er
hält man durch Verlängerung der vorher
gezogenen Radien über 21 hinaus. Bei der
Aufstellung muß das um M konstruierte
Zifferblatt auf eine horizontale Ebene ge
legt werden, so daß 216 in Richtung der
Mittagölinie 0 nach N. zu liegen kommt.
In 21 ist dann der schattenwerfeude Stab
parallel zur Weltachse aufzustellen, d. h.
in einer vertikalen Ebene, so daß er mit
210 den Winkel <p — der geographischen
Breite einschließt.
Auf gleiche Weise ist in Fig. 3 die Kon
struktion der vertikalen Sonnenuhr vor
geführt, deren Ebene von W. nach O.
läuft. Man nennt dieselbe auch eine
Mittagsuhr. Hier ist ISTC =-1, OC =
cos 7> (cos 5U° = 0,6428); das nmN ver
zeichnete Zifferblatt ist auf einer vertikalen,
von O. nach W. laufenden Wand auf der
Südseite anzubringen, so daß NC vertikal
abwärts geht. Mit dieser Linie N C bildet
der von 21 ausgehende Zeiger den Winkel
90° — <p.
Die Schatten, deren Lage die Zeit an
gibt, können auch aus jeder andern Fläche
aufgefangen werden, und es haben nament
lich ältere Schriftsteller eine Menge Kon
struktionen hierfür angegeben. Insbeson
dere hat man dieselben auch auf vertikaleu
Ebenen angebracht, die gegen O. oder W.
gekehrt sind; sie heißen dann im ersten Fall
. Morgenuhren(Orientaluhren),im
letzter» Abenduhren (Occidental-
uhren). In früherer Zeit, ehe man so
treffliche und billige mechanische Uhren wie
heutigestags besaß, bildete die Theorie der
Anfertigung von S. eine eigne, sehr wich
tige astronomisch -geometrische Disziplin,
die G n o m o n i k. Gegenwärtig haben S.
wenig Wert mehr, da die genaue Zeit von
den Sternwarten aus nach den verschie
densten Orten auf telegraphischem Weg
übermittelt wird, so daß man auf diese
Art die Zeit mit einer Genauigkeit kennen
lernt, die bei S., auch wenn man die Tei
lung weiter fortsetzt, als oben angegeben
ist, nicht entfernt zu erreichen ist. Bezüg
lich weiterer Konstruktionen verweisen wir
auf die Schrift von S o n n d o r f e r: »Theo
rie und Konstruktion der S.auf Ebenen, Ke
geln, Cylindern und Kuaelflächen« (1864).
Bei den ältesten S., deren sich die Chal
däer , Griechen, Römer rc. bedienten, war
der schattenwerfende Stab meist vertikal,
also ein Gnomon (s. d.), und der Weg,
den das Ende des Schattens beschrieb,
war in zwölf gleiche Teile geteilt, ent
sprechend den zwölf gleichen Stunden, in
welche bei den Alten der Tag zerfiel. Der
Schattenweg und die Einteilung mußten
natürlich für verschiedene Zeiten verschie
den sein, und man hatte daher eine größere
Anzahl solcher Linien zu verzeichnen. Als
Auffangfläche diente in den frühsten Zei
ten häufig eine oben offene Halbkugel, so
daß die Sonnenuhr, die bei dieser Anord
nung den Namen Heliotropion führte,
genau mit dem zur Messung von Zenith
distanzen der Sonne dienenden, unter dem
Namen Skaphe ls. d.) bekannten Instru
ment übereinstimmte. Außer dem Gno
mon war aber auch vereinzelt die Sonnen
uhr mit einem nach dem Pol gerichteten
Zeiger unter dem Namen Polos im Ge
brauch, die nachher bei den Arabern all
gemeiner üblich wurde und durch sie zu
dem christlicheu Abendland gelangte.
Man hat auch schon früh S. konstruiert,
die auf einem andern Prinzip als die vor
stehend beschriebenen beruhen. Zwischen
der Höhe h der Sonne, dem Stunden
winkel t und der Deklination 4 derselben
und der geographischen Breite cp des Beob
achtungsorts besteht nämlich die Gleichung
(vgl. Höhe).
sin h = sin cp sin 4 cos cp cos 4 cos t,
aus welcher man t berechnen kann, wenn
man h beobachtet hat, cp und ä aber kennt.
Die Berechnung kann indessen durch ein
graphisches Verfahren ersetzt werden. Zu
dem Zweck sind an dem Instrument, das
zunächst nur zur Messung der Sonnen
höhe dient, gewisse Linien gezeichnet, und
wenn man dasselbe vorher auf Deklina
tion der Sonnen- und Polhöhe eingestellt
hat, so kann man sofort, sobald man das
daran angebrachte Visier auf die Sonne