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Sternschnuppen
(Novemberscharen).
deren im Durchschnitt mindestens 4—5,
nach neuern Angaben (s. unten) noch
mehr, in der Stunde zählen. Man be
zeichnet die in so geringer Zahl bald an
dieser, bald an jener Stelle des Himmels
erscheinenden S. alö sporadische. Es
gibt aber gewisse Nächte, insbesondere die
vom 8.—12.Aug. und vom 12.—14.Nov.,
in denen die S. in großer Häufigkeit
auftreten und nahezu aus derselben'Ge
gend des Himmels kommen; diese S.
nennt man periodische.
Auf die periodischen Sternschnuppen-
sälle wurde man zuerst aufmerksam ge
macht durch den Bericht Alexanders v.
Humboldt, der 12. Nov. 1799 mit sei
nem Freund Bonpland zu Cumana in
Südamerika einen förmlichen Stern
schnuppenregen beobachtete, bei welchem
in Zeit von einigenStunden Tausende von
solchen Meteoren erschienen, die oft an
Glanz die Venus übertrafen. Sie stiegen
zwischen O. und NO. am Horizont aus
und schossen gegen S. Das November
phänomen wiederholte sich in gleicherPracht
1833 und wurde diesmal sowohl in Ame
rika (vom Äquator bis nahe an den Po
larkreis) als in Europa (bis nach Mittel
deutschland) gesehen. In Nordamerika
wurde dasselbe besonders von Olmsted in
Newhaven genau beobachtet. Die Ähnlich
keit beider Erscheinungen brachte Ol bers
auf den Gedanken, daß dieselben ihre Ent
stehung einer gemeinsamen Ursache ver
danken, nämlich einem ringförmigen
Schwarm kleiner Weltkörper, der die
Sonne umgibt, und den die Erde bei jedem
ihrer Umläufe durchschneidet. Es stimmt
bamit die Thatsache, daß auch zwischen
1799 und 1833 einzelnen Beobachtern
eine ungewöhnliche Häufigkeit der S. in
den bezeichneten Novembernächten ausge
fallen ist, wie denn auch 1834 in der Nacht
vom 13. zum 14. Nov. wieder sehr zahl
reiche S. beobachtet wurden. Die außer
ordentliche Häufigkeit 1799 und 1833,
in welch letzterm Jahr in 9 Stunden
wenigstens 240,000 S. gefallen sein sollen,
nötigt zu der Annahme einer sehr un
gleichen Dichte des Schwarms, der in
folge seiner Bewegung um die Sonne
immer nach ungefähr 34 Jahren wieder
an seiner dichtesten Stelle durchschnitten
wird. Olbers vermutete daher die Wieder
kehr des großen Novemberphänomens
1867. Einige Jahre vor diesem Zeitpunkt
untersuchte auch der Astronom H. A.
Newton in Newhaven die Frage und er
kannte, daß dieser Sternschnuppenfall sich
bis zurück zum Jahr 902 verfolgen läßt,
daß derselbe um so früher eingetreten ist,
je weiter man in der Zeit zurückgeht (902
schon 12. Okt. alten Stils). Weiter kam
er zu dem Ergebnis, daß der Meteoriten
schwarm, welcher den Sternschnuppcn-
regen im November veranlaßt, in ge
schlossener Bahn um die Sonne läuft und
die Erdbahn an einem Punkt kreuzt, in
welchem sich die Sonne jetzt 13. Nov. befin
det, daß jedoch infolge einer Veränderung
der Meteorbahn derSchnittpunkt um 1Vr°
in 100 Jahren zurückgeht; der Schwarm
ist aber nicht gleichmäßig läitgs der Bahn
zerstreut, sondern zu einer Art Wolke ver
dichtet, die etwa den 15. Teil des Umfangs
einnimmt; durch diesen Schwarm geht die
Erde aller 33 Jahre, durch seilt Zentrum
aller 134 Jahre, und einen Durchgang der
letztern Art vermutete Newton in den
Morgenstunden des 14. Nov. 1866.
Diese Erwartung bestätigte sich auch
anscheinend. Zwar wurde auf dem Fest
land von Europa die Beobachtung vielfach
durch trübes Wetter gestört oder ganz ver
hindert!, aber vielerorten waren dieselben
doch, wenn auch mir zeitweilig, möglich.
So bemerkten Bürgen und Klinker-
fues auf einem kleinen hellen Fleck des
südlichen Himmels, der etwa die Größe
des Sternbilds des Orion hatte, gegen
2 Uhr früh in Zeit von 3—4 Minuten
30—40, vielleicht noch mehr, der schönsten
S., und in Peckeloh entfaltete sich nach
Webers Bericht um dieselbe Zeit »ein
Schauspiel, das an Erhabenheit wohl selten
seinesgleichen finden dürfte, dessen Pracht
nicht zu beschreiben ist, sondern nur em
pfunden werden kann. Alle Verschieden
heiten, über welche man an sporadisch
fallenden Meteoren erst nach jahrelangen
Beobachtungen Belehrung findet, lösten
sich hier in wenigen Minuten bis in die
kleinsten Einzelheiten auf— Wollte man
irgend ein durch Größe, Farbenschmuck