Full text: Lexikon der Astronomie

194 
Sternschnuppen (Häufigkeit, Spektrum, Bahnen). 
Die Häufigkeit der S. ist nicht nur 
im Lauf des Jahrs, sondern auch niit 
den Stunden der Nacht wechselnd. Jul. 
Schmidt gibt auf Grund langjähriger 
Beobachtungen (1852—76) als Mittel 
wert für die stündliche Häufigkeit für 
einen Beobachter zehn. Die stündliche 
Häufigkeit ändert sich vom Zannar bis 
mit Juni nur wenig und erreicht nicht 
sieben, im Juli und August aber nimmt 
sie rasch zu und erreicht im August das 
absolute Maximum (19,a); im Septem 
ber nimmt sie ab, steigt aber in den letzten 
drei Monaten, abgesehen von den großen 
Novemberströmen, wieder auf dasDopPelte 
des Betrags in der ersten Jahreshälfte. 
Das allgemeine Minimum (5,7) fällt auf 
den Februar. Im Lauf eines TagS tritt 
der Mittelwert der stündlichen Häufigkeit 
in der Stunde von lf—12 Uhr, das 
Maximum aber früh gegen 3 Uhr ein. 
Die Helligkeit der S. ist meist nicht 
sehr bedeutend; nach D e n n i n g finden sich 
unter den von Heis, Schiaparclli u a. 
beobachteten 2,8 Proz. heller als 1. Große, 
11,9 Proz. von 1., 20,2 Proz. von 2., 
26,2 Proz. von 3., 38,9Proz. von 4. Größe 
und darunter. Außer den mit bloßem 
Auge sichtbaren lassen sich aber auch fast 
in jeder Nacht mit lichtstarken Fernrohren 
(Kometcnsuchern) zahlreiche teleskopischc 
S. bis herab zur 8. und 9. Größe er 
kennen; ja nach Schmidt», a. werden 
solche selbst als feine schwarze Punkte rasch 
über die Sonne ziehend gesehen. Übrigens 
ist die Helligkeit nicht mit der Nachtstunde 
veränderlich, wohl aber mit der Jahres 
zeit. Schmidt fand Maxima (4.09 Größe) 
im August und November, ein Minimum 
im Februar (4,8 Größe). 
Die Farbe ist meist weiß, seltener 
orange oder rot. Nach Schmidt scheinen 
die weißen Meteore die kürzeste Dauer zu 
haben; er hat nämlich als Mittel für die 
selbe bei weißen S. 0,746 Sekunden, bei 
gelben 0,983, bei roten 1,027 und bei grü 
nen 1,973 Sek. berechnet. 
Das Spektrum der S. ist unter 
anderm von N. v. K o n k o l y in O- 
Gyalla untersucht worden. Bei einer 
großen Anzahl gab der Kern ein konti 
nuierliches Spektrum, in welchem je nach 
Färbung des Meteors die gelbe oder grüne 
Farbe vorherrschend war; Violett fehlte 
stets, Indigo wurde selten, Rot nur bei ro 
ten S. beobachtet. Sehr mannigfaltig war 
das Spektrum der Schweife: bei den gel 
ben S. enthielt es nur die Natriumlinie 
(die überhaupt immer vorhanden zu sein 
schien), bei grünen die des Magnesiums, 
bei roten die des Strontiums. Bei einigen 
Meteoren von mehr als Venusgröße blieb 
der Schweif 30—40, bei einem sogar 
156 Sekunden sichtbar, und im letztern 
Fall enthielt das Spektrum, das 30 Se 
kunden lang beobachtet wurde, außer den 
Linien des Natriums und Magnesiums 
noch eine Anzahl heller Banden besonders 
im Grün und selbst im Blau, welche Kon- 
koly auf schwere Metalle deutet. 
Die Anfangshöhe der S. beträgt 
nach Heis durchschnittlich 105—112 km, 
die Endhöhe 70—75 km. Nicht immer 
sind die hellsten S. uns am nächsten, viel 
mehr hat Heis unter den von ibm beob 
achteten S. 1. Größe solche mit End 
höhen von 105, 120,165, 240 und 285 
km gefunden, während allerdings andre 
derselben Größenklasse in weit geringern 
Höhen bis herab zu 30 km beobachtet 
wurden. 
Die Geschwindigkeit der S. in 
den obern Regionen der Atmosphäre ist 
meist infolge der ungenauen Kenntnis der 
Zeitdauer ihrer Sichtbarkeit ziemlich un 
zuverlässig. Heis hat Geschwindigkeiten 
von 38—45 km in der Sekunde, doch auch 
solche von 7V* km berechnet bei Bahn 
längen von 150 — 225 km bis herab zu 
30 km. Die Bahnen innerhalb unsrer 
Atmosphäre erscheinen meist geradlinig; 
doch kommen auch wellenförmige und, wie 
wohl selten, gebrochene, geknickte, zurück 
kehrende Bahnen vor. Solcher außerge 
wöhnlichen Bahnen hat Heis bei 15,207 
in den Jahren 1833—75 beobachteten S. 
74 verzeichnet. Über Bestimmung der 
Höhe der S. vgl. Feuerkugeln, S. 143. 
Was nun die Erklärung der Erschei 
nungen anlangt, welche uns die S. bie 
ten, so haben wir uns in letztern ebenso 
wie in den Feuerkugeln kleine Körper zu 
denken, die aus dem Weltraum in die At 
mosphäre unsrer Erde gelangen. Wir müs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.