Zur Geschichte der Seekarte.
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Ulm 1724,
nur wenige von ihnen sich in unsere Zeiten hinüber gerettet haben. Dazu gehören
z. B., allerdings erst aus späterer Zeit, die Tabulae litorum maris, e codice seculi XV
(Dati: La Sfera) selectae. 1 Außer diesen wenigen Skizzen haben sich viele der großem
Seekarten des Mittelalters erhalten, w T ie sie uns in den sogenannten Portulankarten
vorliegen.
Die Portulankarten oder die Windstrahlen- bzw. Rumbenkarten (siehe
§ 19) erschienen um die Wende des 13. zum 14. Jahrhundert. Wie mit einem
Schlage, fast gleichzeitig treten sie mit einer gewissen Vollkommenheit auf, mit
einem Habitus, der auch in den folgenden Jahrhunderten wenig Veränderung erlitt.
Dies plötzliche Auftreten mit einer Küstenumrißzeichnung, an die viele spätere
kartographische Erzeugnisse, geschweige die fast gleichzeitigen mönchischen Er
zeugnisse nicht heranreichten, war der Hauptanlaß, ihnen etwas Rätselhaftes
anzudichten, das aber bei einer tiefem Erforschung gar nicht so rätselhaft und
einer plausiblen Erklärung recht wohl zugänglich ist, wie wir noch erkennen werden.
Aus der Zeit um 1300 sind uns drei Rumbenkarten bekannt, die keinen Verfasser
namen tragen 1 2 , dann setzen die berühmten von Petrus Vesconte ein, aus den
Jahren 1311, 1318 und 1327. 3
Beim Betrachten der Rumbenkarten drängen sich die Strahlenbüschel auf,
die dem Bilde des Bussole entnommen zu sein scheinen. 4 Unter Umständen treten
die Strahlen so dicht auf, daß sie die Lesbarkeit der Karte beeinträchtigen. Die
Windstrahlen oder Rumben (der Rumb, Romben, Rhumben, linea rombica, rumbi,
rombi, le rhumb, the rumb) sind nach einem gewissen System in das Kartenbild
gezeichnet; um eine Zentralsonne (Zentralbüschel) lagern sich (an den Enden der
Strahlen) in gleicher Entfernung vom Hauptmittelpunkt aus 12, 16 oder 32 Neben
sonnen (später komme ich ausführlicher darauf zurück).
Die Kompaßbilder und die Strahlenbüschel haben dazu verleitet, den Karten
die Bezeichnung ,,Kompaßkarten“ zu geben, wie es durch 0. Peschei geschehen
ist. 5 Von Kompaßkarten lesen wir auch bei H. Wagner, M. Groll u. a. Gegen
diese Benennung lehnte sich schon A. Breusing auf. 6 Sie ist nichtssagend, wenn
nicht gar irreführend, denn, wie noch eingehender nachgewiesen wird, hat die Kon
struktion nichts mit dem Kompaß zu tun. Auch wird durch das Kompaßbild w T eder
ein charakteristisches Merkmal dokumentiert noch irgend etwas über Aufgabe und
Zweck der Karte gesagt. Wie die Bezeichnung „Kompaßkarte“ muß der Ausdruck
„Portulan“ zurückgewiesen werden, da der Raliener unter Portulani schlechthin
die Portulani annotati, d. h. die Hafenbücher, versteht, mithin ein Portulan weiter
nichts als eine Segelanweisung ist. Doch gehört schließlich die Karte zum Portulan,
weshalb A. E. v. Nordenskiöld den Ausdruck „Portulankarte“ vorschlägt, den
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1 A. E. v. Nordenskiöld: Periplus. Stockholm 1897, T. II.
2 Eine dieser Karten, Giovanni da Carignano c. 1300, hat Nordenskiöld wiedergegeben
in Periplus T. V. — Über die erste dieser Art, Carte pisane, vgl. die Abbildung in Choix de documents
géographiques, conservés à la Bibliothèque nationale, Paris 1883.
3 Sie sind wiedergegehen im Periplus, T. V, VI u. VII.
4 J. E. Bode faßt in seiner „Kurzgefaßten Erläuterung der Sternkunde u. der dazu gehörigen
Wissenschaften“, Berlin 1778, II. Teil, S. 525, die Rumben als „Windwinkel“ (Kompaßstriche) auf,
deren Schenkel durch Linien gebildet werden, die sich im Mittelpunkt des Kompasses treffen.
5 O. P esc hei: Geschichte der Erdkunde. 2. Aufl. hg. v. S. Rüge. München 1877, S. 208.
6 A. Breusing: Zur Gesch. der Kartographie. La toleta de Marteloio u. die loxodromisch.
Karten. Z. f. wiss. Geogr. II. Lahr 1881, S. 183.