Schweiz 8
Die bisherige Praxis der photogrammetrischen Katastervermessung führt zur
Überzeugung, daß in der Luftphotogrammetrie eine Vermessungsmethode gegeben
ist, die bezüglich Anpassungsfähigkeit bei verschieden gelagerten Aufgaben noch
viele Entwicklungsmöglichkeiten in sich birgt und geeignet ist, die großen Aufgaben
bedeutend rationeller und rascher zu lösen als bisher. Die gleiche Erkenntnis ist ja
bezüglich der topographischen Aufnahmen schon vor längerer Zeit Gemeingut
geworden.
Das Photogrammetrische Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschule
hat einige architektonische, kriminalistische und tiertopographische Ausmessungen
und Kartierungen durchgeführt und das Bureau Weißmann Geschoßbahnen kar
tiert. Diese Anwendungen der terrestrischen Stereophotogrammetrie liegen in den
bekannten Verfahren und haben nur die Bedeutung von Gelegenheitsaufträgen.
Eine breite und tägliche Anwendung für nichttopographische Aufgaben hat die
Stereophotogrammetrie nur in der Tatbestandaufnahme bei Verkehrsunfällen gefunden.
Es werden von den verschiedenen Polizeizentren in der Schweiz täglich im Durch
schnitt io Verkehrsunfallsituationen mit der Stereokamera und mit dem Polizei
autographen Wild aufgenommen, ausgemessen und kartiert.
Lehre und Forschung
Das Photogrammetrische Institut der Eidg. Technischen Hochschule (Prof.
Dr. M. Zeller) hat seit 1952 neben den regulären Vorlesungen und Übungen zwei
Hochschulkurse für Photogrammetrie durchgeführt. Der 9. Kurs vom 1.-30. September
1953 war von 11 Herren aus dem Ausland besucht, die schon gute Vorkenntnisse
in Photogrammetrie besaßen und dadurch das Kursziel voll erreichen ließen. Der
10. Kurs vom 1.-31. März 1955 zählte 23 Teilnehmer aus dem Ausland, in der
Mehrzahl Dozenten und Assistenten von Hochschulen und Leiter photogrammetri
scher Arbeiten in staatlichen, militärischen und privaten Unternehmen. Der Unter
richt durch die Hochschulorgane wird in diesen Kursen jeweils ergänzt durch eine
größere Anzahl von Referaten berufener Fachleute aus der Praxis und mit Exkur
sionen in die Instrumentenfabriken Kern & Go. AG, Aarau, Wild AG, Heerbrugg,
und zum Vermessungsflugdienst der Eidg. Vermessungsdirektion. Den Kursteil
nehmern wurde auch Gelegenheit geboten, an einem Vermessungsflug teilzunehmen.
Die Erfahrungen zeigen, daß diese Hochschulkurse einem Bedürfnis entsprechen und
geeignet sind, die Theorie und Praxis der Photogrammetrie zu verbreiten und zu
vertiefen. Der 11. Hochschulkurs für Photogrammetrie ist auf das Frühjahr 1957
vorgesehen.
Die Forschungsarbeiten des Institutes sind vorwiegend auf die Probleme der
Lufttriangulation gerichtet. Es steht eine Dissertation vor dem Abschluß über die
Methode und die Ausgleichung von Triangulationsstreifen, in denen keine koordina
tenmäßig gegebene Einpaßpunkte, sondern nur einzelne Querstrecken, deren Azi
mute und einige barometrisch bestimmte Höhen zur Verfügung stehen. Diese Auf
gabe ist insbesondere über unerforschte Gebiete, z.B. Urwaldgebiete, für die Kar
tierung geologisch interessanter größerer Zonen gestellt.
Ferner werden die schweizerischen Auswertearbeiten für die Kommission A
(Aeropolygonierung aus großen Flughöhen), B (Aeropolygonierung aus Tiefbeflie-
gung) und C (Präzisionsphotogrammetrie für große Auswertemaßstäbe, speziell