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Was die Tiefe der Fassung anbelangt, so wird man im allgemeinen tiefer
liegendes Grundwasser einem flach Keen vorziehen; doch kann auch das letztere
Anzchans einwandfrei sein.
Es ist wichtig, festzustellen, daß die allgemeine Annahme, mit zunehmender Tiefe
werden die Untergrundwasser reiner und tauglicher für Weasserversorgungszwecke,
durchaus nicht allgemein zutreffend ist; sehr häufig findet das Gegenteil statt. Die aus
orößeren Tiefen entnommenen Grundwasser haben vielfach einen Aber Gehalt an
Salzen und manchmal auch eine zu hohe Temperatur. Hier und da verlieren sich der-
artige unbequeme Beimischungen des Wassers nach längerem Brunnenbetriebe. So
zeigte Gerhard im Sadaschen. Tiefbau (15. I. 1912), wie ein Brunnen, der ursprüng-
lich recht schlechtes Wasser lieferte, nach wochenlangem Pumpen einwandfrei wurde.
Aber auch umgekehrt; werden da und dort ursprünglich reine Wasser nach längerem Be-
triebe ungünstig (z. B. durch Zunahme des Eisengehaltes) verändert, weil die Depression
im Grundwasserträger Strömungen hervorruft, die sich vor Störung des Gleichgewichtes
nicht nach dieser Richtung hin entwickeln konnten.
Schließlich möchten wir noch darauf hinweisen, daß das Wasser aus verschiedenen
Wasserstockwerken durchaus verschiedene Beschaffenheit haben kann, und daß das
Wasser der tieferen Stockwerke nicht das beste zu sein braucht.
Beachtenswert ist auch der in Breslau vorgekommene Fall, daß sich dicht über
der undurchlässigen Sohle Grundwasser von geringerer Qualität (Fe, Cl) befindet, als
in höheren Schichten. Dies kann durch geeignete Entnahmeversuche beobachtet werden.
Wenn es der Fall ist, so muß man das Filtergewebe entsprechend hoch über der un-
durchlässigen Sohle beginnen lassen, was auch von Vorteil ist, wenn die undurchläs-
sige Sohle tonig ist (vgl. $ 56).
Bezüglich der Lage eines Fassungsgeländes ist darauf zu sehen, daß es möglichst
picht im Überschwemmungsgebiet eines Flusses liege. Die Breslauer Grundwasserkala-
mität ist hier eine ernste Mahnung. Bisweilen ist jedoch hochwasserfreie Lage nicht zu
erreichen. Deshalb wurde z. B. beim Wiesbaden-Schiersteiner Werk das Fassungsge-
lände so hoch eingedeicht, daß es im Jahresdurchschnitt vom Rhein nur einmal überflutet
wird. Zur Entwässerung dient ein besonderes Pumpwerk. Nach einer Überschwem-
mung wird das Wasser während 14 Tagen überhaupt nicht, und nachher erst dann als
Trinkwasser verwendet, wenn die bakteriologischen Untersuchungen günstig ausfallen.
Wenn man auch nicht in allen Fällen die Vorsicht so weit wird treiben können, so muß
man doch stets verhindern, daß Überschwemmungswasser ohne jede Filtration in die
Brunnen gelange, was man durch hochwasserfreie Lage der Brunnenköpfe erreicht.
2. Möglichkeit späterer Veränderungen der Wasserbeschaffenheit. An-
läßlich der Beendigung von hydrologischen Vorarbeiten könnte unter Umständen die
Frage erhoben werden, ob nicht durch den Betrieb eines Pumpwerkes mit der Zeit die
Beschaffenheit eines Grundwassers verändert werden könnte. Bekanntlich hat sich in
norddeutschen Wasserwerken bisweilen erst mit der Zeit ein Eisengehalt eingestellt,
oder der ursprüngliche Eisengehalt sich so erhöht, daß die Errichtung einer Enteise-
nungsanlage nötig wurde. Allgemein ist jedoch zu bemerken, daß ein Eingriff in
die bisherige Gleichgewichtslage eines Grundwasserstromes an sich no ch nicht
ein schädlicher Eingriff zu sein braucht; denn der Eingriff durch Entnahme
von Wasser zeitigt keine andere Folge als ein Sinken des Grundwasserstandes unmit-
telbar oberhalb und auf weitere Strecken auch unterhalb der Fassung, ein Sinken,
wie es auf natürlichem Wege in jedem abnorm trockenen Sommer vorkommt. Hier
entscheiden also nicht allgemeine Erörterungen, sondern nur konkrete Zahlenangaben