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langwierige Eichungen bestimmen muß. Diese Schwierigkeiten werden vermieden durch
die in Fig. 43 dargestellte, vom Verfasser am Einlaufbauwerk der Brüxer Talsperre an-
gewandte Konstruktion.
Die für die größten anfallenden Wassermengen ausreichende Meßwehrbreite von 5,00 m
ist in zwei ungleiche Teile von 1,00 und 4,00 ın geteilt durch eine eiserne Blechwand ab ed,
die durch Haltestangen mit den lotrechten glatten Gerinneseiten fest verbunden ist. Die
Gerinnesohle liegt über die ganze Überfallbreite von 5,00 m auf Höhe 475,60. Dagegen liest
die Schwellenhöhe des kleinen Überfalles I auf Höhe 476,10, ist jedoch innerhalb enger Grenzen
einstellbar. Die Schwellenhöhe des großen Überfalles II liegt fest auf Höhe 476,35. Man kann
nun die Wehrschwelle I so einstellen, daß der Überfall II erst zu laufen beginnt, wenn die
ankommende Wassermenge einen gewissen Wert, z. B. die Mittelwassermenge, übersteigt.
Der Hauptvorteil der Anordnung liegt aber darin, daß man es mit zwei vollkommenen Bazin-
Überfällen zu tun hat, die ohne besondere Eichungen nach den Rehbockschen Formeln be-
rechnet ohne weiteres gestatten, in weiten Grenzen schwankende Wassermengen genau zu
messen.
Sehr häufig werden Wassermengen z. B. von Quellen auch dadurch gemessen, daß
man geeichte Gefäße mit Wasser füllt und die Zeit beobachtet, die zu einer Füllung erforder-
lich ist. Eine besondere Vorrichtung, um größere Wassermengen zu bestimmen, ist beim
Bau der I. Wiener Hochquellenleitung angewendet worden. Das Wasser wird
Fig. 44, in dem Gerinne A (Fig. 44) herbeigeleitet und zunächst der Schütz B, der mit
A jenem C so verbunden ist, daß nur einer davon geschlossen sein kann, geöffnet.
Hat nun das durch die Schützöffnung B in I einfließende Wasser die obere
| Kante der Scheidewand $ erreicht, so wird B geschlossen und der damit ver-
Be bundene Schütz C aufgezogen. Das während des Schließens der Abteilung I
noch zufließende Wasser fällt über die Kante $ in die Abteilung II und dasin I
einen bestimmten Raum erfüllende Wasser kommt zur Ruhe. Sobald das letz-
tere der Fall, öffnet man den Leerlauf D, worauf I entleert wird, bevor II
wieder gefüllt ist, usf. Wenn die Kammern I und II genügend groß sind,
liefern diese Messungen sehr scharfe Ergebnisse und sind insbesondere geeignet,
auch den Laien von der Richtigkeit vorgenommener Erhebungen zu über-
zeugen, was in vielen Fällen von nicht zu unterschätzendem Werte ist.
Es würde zu weit führen, wenn wir hier die weiteren Verfahren der Hydrometrie be-
handeln wollten; dagegen wird eine kurze Besprechung der bei solchen Messungen erreich-
baren Genauigkeit von Wert: sein.
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3. Genauigkeitsgrad hydrometrischer Messungen. An sich lassen sich alle hydro-
metrischen Messungen mit einer für technische Zwecke ausreichenden Genauigkeit durch-
führen. Man muß jedoch die große Veränderlichkeit aller hydraulischen Zustände stets
im Auge behalten und sie erforderlichenfalls bei der Auswertung der Messungsergebnisse
berücksichtigen.
a) Tiefenmessungen. Sie sind völlig genau nur bei felsigen Flußsohlen
ausführbar; bei kiesigen Flußsohlen genügt die annähernde Tiefenbestimmung mit 5 bis
10 em Genauigkeit für die Mehrzahl der Fälle. Die Messung gilt nur für den gemessenen
Punkt selbst, da die Flußquerprofile sehr unregelmäßige Formen zeigen; sie gilt aber
auch nur für den Zeitpunkt der Messung, da die meisten nicht felsigen Betten sich mit
der Zeit stark verändern. Dies kann besonders für Dükerbauten wichtig werden.
Bei den Arbeiten des Wasserversorgungsingenieurs wird es sich vielfach um Tiefen-
messungen bei schmalen Bächen und Gerinnen handeln. Hierzu genügt die Verwendung
eines 4 bis 6 mm starken Stahldrahtes, der mit Marken versehen ist; dieser wird über
den Bach gezogen und festgespannt. Bei schmalen Gerinnen legt man neben dem Draht
eine Leiter über und bedeckt sie mit Brettern. Von dieser Brücke aus senkt der Meß-
gehilfe die Meßstange oder die Peilstange auf die Sohle des Gerinnes. Die Ablesungen
erfolgen entweder unmittelbar oder vom Ufer aus mittels eines Nivellierinstruments.