Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
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ein, und zwar tritt die leichte Bewölkung (Schleier) auf, wenn sich die oberen Teile 
der Atmosphäre gegen den Himmel hin abkühlen. Die Nebel entstehen hauptsächlich 
dann, wenn die Temperatur der Erdoberfläche niedriger ist als der Taupunkt der darüber 
befindlichen Luft, oder wenn Wasserflächen oder feuchter Erdboden wärmer sind als 
die darüber befindliche wasserdampfgesättigte Luft; endlich, wenn sich kalte Luftmassen 
mit warmen und feuchten Luftmassen mischen; so erklärt sich auch das Dampfen der 
Bäche, Flüsse und Seen, des frisch gepflügten Ackergrundes, der Wiesen usw. Steigt 
der Nebel in die Höhe, so gerät er in kältere Luftschichten und gibt in vielen Fällen die 
Veranlassung zu niederfallenden größeren Wassertropfen, zu Regen; sinkt der Nebel aus 
höheren kalten Regionen in tiefer gelegene, warme und mit mehr trockener Luft erfüllte 
Schichten herab, so verwandelt er sich in undurchsichtigen Wasserdampf, weshalb man 
auch bei dem letzteren Vorgange heiteres Wetter, bei dem erstgenannten Regen er- 
wartet. 
Wolken sind durch Kondensation entstandene Mengen schwebender Wasserkügel- 
chen, welche durch Zusammenfließen Regen geben können. Regen kann übrigens auch 
bei rascher Kondensation unmittelbar aus Wasserdampf entstehen. Die Bildung von 
Regen, Wolken, Nebel usw. wird unterstützt durch die Staubteilchen der Luft. 
b) Durch Berührung feuchter Luft mit kalten Gegenstän- 
den. Hierauf sind die Erscheinungen des Taus und des Reifs hauptsächlich zurückzu- 
führen. Die größte Taumenge bildet sich auf Körpern, welche leicht Wärme ausstrahlen 
und zugleich schlechte Wärmeleiter sind oder wenig Wärme zugeführt erhalten, vor 
allem also auf Blättern, Gräsern und auf Dächern. Auf letzteren kann er so reichlich 
werden, daß die Abfallrohre tropfen oder leicht laufen. Trotzdem ist die Taumenge 
verhältnismäßig gering, sie beträgt nur etwa 10--40 mm jährlich; man fand in Mont- 
pellier in vierjährigem Durchschnitt 8 mm, in München in zweijährigem Durchschnitt 
30 mm Tau. Man wird also in unseren Breiten die jährliche Taumenge zu höchstens 
4--5%, der Jahresregenhöhe annehmen können. 
An der Bildung des Ta us haben Anteil erstens die Feuchtigkeit der oberen Boden- 
schichten, wenn sie bei Nacht wärmer sind als die über ihnen stehende Luft und zweitens 
die nächtliche Abkühlung der untersten Luftschichten. Bei der erstgenannten Entste- 
hungsweise wird also den obersten Bodenschichten durch Aufsteigen ihres Wasserdampfes 
zur Erdoberfläche und seine dort stattfindende Kondensation tatsächlich Feuchtigkeit 
entzogen, die ihr nach vollendeter Kondensation nur zum geringsten Teil durch Ver- 
sickerung wieder zugeführt wird, da der Tau in der Hauptsache verdunsten muß. Das 
Aufsteigen des Wasserdampfes der oberen Bodenschichten wird im Sommer befördert 
durch Aufhacken und Pflügen, im Winter verhindert durch mit Eiskruste bedeckten 
Schnee, daher dessen Wichtigkeit für die Nachbaltiskeit der Quellen im darauf folgenden 
Sommer. 
Reif entsteht entweder direkt aus Wasserdampf oder durch Abkühlung des 
Taus. Er bildet sich in klaren Nächten, während Rauhfrostbildung nebelige Nächte 
voraussetzt. 
Die Kondensation von Wasserdampf kann an hysroskopischen Körpern schon 
früher stattfinden als an anderen. Beispiele hierfür sind das Feuchtwerden von Tüll, 
Leinwand, Baumwollstoffen, Haaren, Kornähren, Pergament, rauhem Papier, Gelatine 
usw., das Rosten von Nadeln, die in Garnknäueln stecken, vor eingetretenem Taupunkte. 
c) Durch Mischung von kalter und warmer feuchtigkeit- 
gesättigter Luft. Es ist einleuchtend, daß, wenn zwei mit Feuchtigkeit gesättigte 
Luftmengen verschiedener Temperatur sich vermischen, die Temperatur der wärmeren 
Luft erniedrigt wird und deshalb in ihr Kondensation eintreten muß. Man hat dieser 
  
  
     
  
   
  
  
  
     
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
     
   
  
  
   
	        
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