Im Handbuch der Ingenieurwissenschaften!) führt Gerhardt die wichtigsten Be-
lege für die obigen allgemeinen Auseinandersetzungen an. Sowaren in Indien im Jahre 1875
61000 englische Quadratmeilen vorher entwaldeten Gebietes wieder aufgeforstet worden.
„Die Beobachtungen an 14 Regenstationen während. der Entwaldung in den Jahren 1867
bis 1875 und nach der Aufforstung 1875 bis 1885 zeigten jährlich eine durchschnittliche
Zunahme der Niederschläge von 173 mm. Diese Zunahme hat seit der Aufforstung eine
fortlaufende Steigerung erfahren, während im übrigen indischen Lande die Niederschläge
gleichmäßig blieben.“ Diese Beobachtungen haben sich auch für unsere klimatischen
Verhältnisse in der Lüneburger Heide bestätigen lassen. Bezüglich weiterer Daten
vergleiche die oben angegebene Quelle.
Zwei weitere Zeugnisse führt König an. Nach E. Marchand (Meteorol. Zeitschr.
1094, Nr. 5) erzeugt der vom Walde ausgehende Wasserdampf eine Vermehrung der
durchschnittlichen Regenhöhe von 60 mm im Jahre auf einer Landfläche, welche das
Waldgebiet um das 7—8 fache übertrifft. Nach Mitteilungen Schuberts auf dem geogra-
phischen Kongreß in Danzig 1905 beträgt die Niederschlagsvermehrung durch Wald
in den Provinzen Westpreußen und Posen 12%, für die gebirgigere Provinz Schlesien
8 Prozent.
Die bisherigen Ergebnisse lassen sich in nachstehenden Worten zusammenfassen:
Auf die jährliche Niederschlagshöhe h eines Ortes sind von Einfluß:
1. Seine geographische Breite: nimmt ab mit zunehmender Breite.
2. Seine Höhe über dem Meer: A nimmt zu mit der Höhe.
3. Seine Entfernung vom Meer: h nimmt ab mit zunehmender Entfernung.
4. Die orographischen Verhältnisse und die Richtung der Regenwinde: auf der
den Regenwinden zugekehrten Seite von Gebirgen ist h größer als auf der sogenannten
Regenschattenseite; Ah ist am größten an Gebirgen, welche direkt aus dem Meer empor-
steigen.
5. Der Waldbestand: auf Waldgebieten fällt etwas mehr Regen als auf unbewal-
deten Gebieten. Aber die Wasserzurückhaltung ist dort wesentlich größer, so daß die
oberflächliche Abflußmenge von bewaldeten Gebieten kleiner ist als von unbewaldeten.
5. Über den Schnee und seine Wirkungen. Die Bedeutung des Schnees und
der Schneebedeckung für die gesamte Wasserwirtschaft ist eine ganz hervorragende.
Insbesondere kommt sie in Betracht bezüglich der Erhaltung und Ergänzung der Grund-
wasservorräte vom Winter auf den darauf folgenden Sommer, am meisten bei sonst
rasch austrocknenden Böden. Die Bedeutung der Schneedecken für die Bodenfiltration
ist besonders dann eine hohe, wenn der Boden während des Schneefalles nicht gefroren
war. Der Schnee als schlechter Wärmeleiter schützt schon in dünner Schicht den Boden
vor Abkühlung während der ganzen Zeit, in welcher die Temperatur der Luft und der
Oberfläche des Schnees unter 0° ist. Diese Wirkung ist bei gleich tiefer Schneelage um
so größer, je lockerer der Schnee liest; sie ist erheblich kleiner bei mit Wasser durch-
tränktem firnartigem Schnee. Die erwärmende Wirkung einer Schneelage ist größer als
deren abkühlende Wirkung, und zwar um so mehr, je länger die Schneebedeckung bei
Temperaturen unter 0° dauert. Es wird also dann, wenn der Schnee zu schmelzen beginnt,
der Boden offen sein, bezw. poröser Boden viel Wasser absorbieren, so daß für die offenen
Wasserläufe um so weniger übrig bleibt, je langsamer die Schneeschmelze vor sich geht.
Außerdem verhindert der Schnee beim Auftauen infolge der dazu erforderlichen Wärme.
eine allzu rasche Temperaturerhöhung des Bodens.
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