Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
  
7. Kapitel. 
Grundwasser und Quellen. 
$ 44, Hydrologische Grundbegriffe. 
1. Grundwasser, Quellwasser, Sickerwasser. Die allgemeinste Definition des 
Wortes Grundwasser gibt Lueger im Lexikon der gesamten Technik, 2. Auflage, mit 
den Worten: „Grundwasser, im allgemeinen alles unter der Erdoberfläche in chemischer 
Verbindung in den Bodenkonstituenten, den Bodenporen oder in nicht kapillaren Zwischen- 
räumen des Bodens vorkommende Wasser.‘‘ Im engeren Sinn definiert Lueger: „In der 
Wasserversorgungstechnik versteht man unter Grundwasser nur das in den kapillaren 
und nichtkapillaren Wegen zwischen den einzelnen Bodenpartikeln enthaltene, der 
strömenden Bewegung fähige und flüssig bleibende Was- 
Ber ..„, „Es besteht kein Unterschied zwischen Grundwasser und Quellwasser, letz- 
teres ist nur zutage tretendes Grundwasser.“ 
Über die verschiedenen im Erdinnern vorkommenden Wässer äußert sich der 
Züricher Geologe Heim in seinem Vortrag ‚Die Quellen“ (Basel 1885) wie folst: 
„Das in den Boden eingesickerte Wasser kann in verschiedenen Formen auftreten. 
Bald findet es sich nur fein verteilt überall in geringer Menge in den Poren der Gesteine, 
selbst der dichtesten: das ist die ‚Bergfeuchtigkeit‘ oder der ‚Bergschweiß‘. Bald staut 
es sich über einer undurchlässigen Unterlage und füllt dann bis zu einem gewissen Niveau 
alle Poren und Klüfte: das ist das ‚Grundwasser‘. Bald fließt es gesammelt in einzelnen 
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ausgewaschenen Gerinnen: das sind die ‚Quelladern‘“. 
Der Hygieniker Gärtner versteht in seinem Werk: Die Quellen in ihren Beziehungen 
zum Grundwasser und zum Typhus (Jena 1902) unter Grundwasser: Das im Boden auf 
einer mehr oder weniger undurchlässigen Schicht befindliche alle kapillaren und nicht 
kapillaren Hohlräume ausfüllende in einem gewissen Ruhe- oder langsamen Bewegungs- 
zustand befindliche Wasser. Er definiert Quellwasser als ‚das in besonderen unter- 
irdischen Kanälen, Gerinnen, Klüften usw. rinnende, einer oder wenigen Ausflußöffnungen 
zueilende, sowie das aus diesen Ausflußöffnungen austretende Wasser. Dabei ist 
nicht erforderlich, daß die Gerinne vollständig mit Wasser gefüllt sind, oder daß in be- 
nachbarten Klüften auch Wasser sich befindet. ‚Quelle‘ ist die Ausmündung eines sol- 
chen unterirdischen in engem oder breitem Bett oder Schlauch laufenden Wassers“. 
„Das Rinnen, also die relativ rasche Bewegung des Wassers, wenn auch zuweilen 
in vielen aber gesonderten Bahnen zu einer oder wenigen Ausflußöffnungen hin, wobei 
eine nur teilweise Füllung der vorhandenen Hohlräume mit Wasser bestehen kann, sind 
das Ausschlaggebende für den Begriff des Quellwassers.‘ | 
Daß Quell- und Grundwasser ineinander übergehen, hält Gärtner für eine minder 
wichtige Ausnahme. 
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