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Der Geologe Steuer bezeichnet zunächst als
1. Bodenwasser: alles Wasser, das unter der Erdoberfläche in losen und
festen Gesteinen vorkommt.
2. Der Begriff Grundwasser ist nach Steuer durch folgende Merkmale cha-
rakterisiert:
a) Es tritt in lockeren und losen Gesteinsablagerungen auf.
b) Es besitzt eine gleichmäßige von den Einflüssen der Witterung und der Jahres-
zeiten unabhängige Temperatur.
c) Es ist frei von durch mechanische Beimengungen hervorgerufenen Trübungen.
d) Es besitzt eine chemische Zusammensetzung von dauernder Gleichmäßigkeit
bei beschränktem Gehalt an organischen Substanzen und Freiheit von Nitriten und
Ammoniumverbindungen.
e) Eskann, jedoch nur in geringer Anzahl, die gewöhnlichen harmlosen, nicht pep-
tonisierenden Wasserbakterien enthalten, sofern es nicht durch Filtration keimfrei ge-
worden ist.
Vom Grundwasser unterscheidet Steuer:
3. Das Sickerwasser als dasjenige von der Erdoberfläche her in die Tiefe
sinkende Bodenwasser, das die Eigenschaften des Grundwassers oder des ihm fast glei-
chen Schichtwassers noch nicht besitzt.
Außerdem verwendet Steuer folgende Begriffe:
4.Schichtwasser: das die Schichtquellen speisende, sich in porösen, festen
Gesteinen, hauptsächlich Sandsteinen bewegende Wasser.
5. Spaltenwasser: das auf geologischen Bruchflächen vorkommende
Wasser (manchmal Verwerfungswasser genannt).
6.Kluftwasser: dasaufKlüftenund Sprüngen, in Kalken, Eruptivgesteinen,
Quarziten usw. zirkulierende Wasser (manchmal Karstwasser genannt).
Wenn wir von den letzten drei ohne weiteres annehmbaren Begriffen absehen,
so dreht sich, wie die angeführten Definitionen zeigen, ein Streit um den Inhalt der drei
Begriffe Grundwasser, Quellwasser und Sickerwasser.
Betrachtet man die Definitionen von Gärtner, so scheinen sie zunächst eine qualı-
tative Unterscheidung zwischen Quell- und Grundwasser nicht zu enthalten. Aus
der Bemerkung jedoch, daß bei Quellwasser das Gerinne nicht vollständig mit Wasser
erfüllt sein müsse und aus dem Unterschied zwischen der relativ raschen Bewegung,
welche dem Quellwasser eigen sein soll, und dem langsamen Bewegungszustand des Grund-
wassers folgt eine hygienisch bessere Qualität des Grundwasser genannten Wassers
gegenüber dem sogenannten Quellwasser. Noch weiter geht Steuer, wie die Punkte
b, c, d, e, der Charakteristik seines ‚‚Grundwassers‘ deutlich zeigen. Wir halten jedoch
Definitionen des „Grundwassers“, welche Bedingungen über die Qualität des Was-
sers enthalten, für zu eng. Was Steuer als „‚Grundwasser‘“ definiert, ist tatsächlich nicht
was der Name sagt, im Untergrund befindliches Wasser, sondern würde besser bezeichnet
als „einwandfreies Trinkwasser aus dem Untergrund“. Im Gegensatz zu diesen Qualitäts-
definitionen des sogenannten Grundwassers steht der Begriff Quellwasser, bei welchem
in Fachkreisen die Qualitätsfrage ausscheidet. Nach den Definitionen Steuers wären
z. B. alle wegen hohen Chlorgehalts unbrauchbaren Bodenwässer keine Grundwässer,
von den Mineralwässern ganz zu schweigen. Auch scheint es uns nicht angängig zu sagen.
Grundwasser entstehe erst in einer gewissen Tiefe unter der Erdoberfläche (Das Wasser
1910, 8. 671). Es gibt Bodenwasserströme, die unmittelbar unter der Erdoberfläche dahin-