Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
   
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ziehen. Nach der Definition Steuers wäre die oberste Wasserschichte kein „Grundwasser“, 
die unteren aber wären „Grundwasser“. Von welcher Tiefe im Boden oder von welchem 
Reinheitsgrad des Wassers an dürfte man von ‚Grundwasser‘ sprechen? Und wenn 
nun über einem flach verlaufenden Bodenwasserstrom eine undurchlässige Deckschicht 
läge, die ihn schützte, dann müßte auch dieses flach verlaufende Wasser nach Steuer 
als „Grundwasser“ bezeichnet werden. Andererseits würde ein Steuersches ‚„Grund- 
wasser“ aufhören ein solches zu sein, wenn durch einen besonderen Umstand an 
einer Stelle pathogene Keime hineingelangten. Wenn ferner Wasser aus einem klüftigen 
Kalkgebirge in ein vorgelagertes Alluvium eintritt, an welchem Punkte des Alluviums 
beginnt das Wasser „Grundwasser zu sein?“ Man sieht, der Begriff „Grundwasser“ 
ist durchdas Hereinziehen der Qualitätsfrage überlastet. Ebenso, 
wie.wir gutes und schleehtes Quellwasäser oder Trink- 
wasser haben,..so- müssen: wir. Auch von, gutem ‚oder 
schlechtem Grundwasser sprechen können. 
Steuer sagt selbst: ‚Ich brauche ferner nicht besonders aufzuführen, daß alle 
Stadien des Überganges von Sickerwasser zu Grundwasser oder zu Schicht-, Kluftwasser 
und anderen Arten zu verfolgen sind.“ 
Ein Wasser kann zunächst durch Kiese und Sande gelaufen sein, dann die Klüfte 
eines Kalkgebirges durcheilt haben, dann sich auf der Grenze zwischen zwei Forma- 
tionen bewegt, nachher weit ausgewaschene Bodenadern durchflossen haben, um schließ- 
lich in den Poren eines alluvialen Talbodens einem Vorfluter zuzuströmen. Wenn man 
bei solcher Sachlage in die Definition des Grundwassers die Qua- 
litätsfrage heranzieht, so müßte man ein Wasser in jedem 
Ball erst untersuchen, ehe man ihm einen Namen soeben 
könnte, solche Definitionen sind also schon aus praktischen Gründen ganz un- 
haltbar. 
Dasselbe gilt für das Hereinziehen der Qualitätsfrage bei den Quellwässern und 
den Sickerwässern. Wir werden daher in dem vorliegenden Werk die nachstehenden 
Definitionen festhalten: 
1. Grundwasser im allgemeinen, oder Bodenwasser ist alles 
unter der Erdoberfläche in flüssiger Form vorkommende Wasser. 
Diese Definition sieht absichtlich von dem in den Gesteinen chemisch gebundenen 
Wasser ab. 
2.Grundwasserim speziellen oder Geschiebegrundwasser 
(geschlossenes Grundwasser) ist das in den Kiesen und Sanden des Untergrundes auf 
relativ undurchlässiger Sohle ruhende oder sich ‚bewegende Wasser. 
Der Ausdruck ‚„Geschiebegrundwasser‘ ist bequem, denn er umfaßt alle Wässer, 
welche sich in losen porösen Materialien, alluvialen, diluvialen oder tertiären Ursprungs 
befinden, mögen diese Materialien fluviatil oder glazial abgelagert sein und mögen sie 
in Trockentälern, Flußtälern oder auf Ebenen liegen. Die äolische Bildung des Löß, 
in welchem sich Grundwasser im engeren Sinne nicht bildt, ist hierbei nicht berück- 
sichtigt. 
Bei dieser Definition ist es gleichgültig, woher das Wasser stammt und ob seine 
Qualität gut oder schlecht, gleichmäßig oder schwankend ist. 
3. Unter Bergfeuchtigkeit kann man verstehen das durch kapillare Be- 
wegung in feste Gesteine und lose Gesteinsschichten in Form dünner Benetzungs- 
häutchen gelangte Wasser. 
  
   
   
   
    
  
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
	        
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