nn
rufenen Grundwasser-Spiegelschwankungen und in desto geringerem zeitlichem Abstand
laufen sie hinter den Schwankungen des Seespiegels her.
Auf der Insel Borkum beträst die Differenz zwischen Ebbe und Flut 2,7 Meter.
Die Brunnen machen ihre Schwankungen um 4 Stunden verzögert mit Spiegeldifferenzen
von 30 cm mit; diese werden aber bei starken Nordwestwinden erheblich größer.
In Lille befindet sich — 62,5 Kilometer vom Meer entfernt — ein Brunnen, welcher
mit 8 Stunden Verspätung die Ebbe- und Flutschwankungen mitmacht, wobei seine
Wassermenge zwischen 33 und 64 Liter in der Minute beträgt.
Als Ursache dieser Erscheinung nahm man früher eine direkte Verbindung der Brun-
nen mit dem Meere an, doch haben Untersuchungen in der Nähe von Hamburg gezeigt!),
daß als Ursache für solche Schwankungen artesischer Wässer auch die Zusammenpressung
der deckenden Schichten durch die Wassermengen der Flut und die Wiederausdehnung
der Schichten bei eintretender Ebbe genügt.
Auch die nachfolgende, einem dem Verfasser freundlich überlassenen Brief entnommene
Schilderung dürfte sich in ähnlicher Weise erklären lassen.
„Bei dem Abteufen des Schachtes der Kaliwerke Niedersachsen wurde der Schacht
mittels des Gefrierverfahrens niedergebracht. Zu diesem Behufe wurde der sogenannte Ge-
frierrohrkeller hergestellt; in demselben wurden die um den Schachtpunkt herum niederge-
brachten Gefrierrohre verlagert.
Der Grundwasserspiegel befand sich kaum 1,50 m unter Tagesoberfläche. Der Gefrier-
rohrkeller von ca. 2% m Höhe ragte also in den Wasserspiegel hinein.
Während des Bohrens der Gefrierrohrbohrlöcher wurde im Gefrierrohrkeller ein merk-
würdiges Steigen und Fallen des Grundwasserspiegels bemerkt, welches sehr regelmäßig alle
6 Stunden auftrat und wobei Niveauunterschiede bis ca. 60 cm konstatiert wurden, ohne daß
es möglich war, eine Erklärung für diesen Vorgang zu finden.
Nachdem das Abteufen des Schachtes unter dem Schutze der Frostmauer aufgenom-
men und der Schacht bis 70 m mit Tübbings ausgekleidet war, erfolgte in 70 m Teufe ein
Wasserdurchbruch, welcher ein weiteres Abteufen unmöglich machte. Während über Maß-
nahmen zum Weiterteufen des Schachtes beraten und Beschluß gefaßt wurde, beobachtete
man im Schachte ebenfalls ein gleichmäßiges Steigen und Fallen des Wasserspiegels. Der-
selbe stand ca. 13 m unter Tagesoberfläche. Diese Bewegungen des Wasserspiegels wurden
gewissenhaft registriert. Es ist auch hier nicht möglich gewesen, eine Erklärung über diesen
Vorgang zu finden. Wasserentnahmestellen, worauf ja schließlich dieser Vorgang zurückzu-
führen ist, waren in der ganzen Umgegend bis ca. 2% Kilometer Entfernung nicht vorhanden,
Um die Schwankungen des Schachtwasserspiegels, die das weitere Gefrierverfahren
ungünstig beeinflußten, aufzuheben, wurde die Schachtsohle betoniert. Während der Zeit
des Abbindens des Zements hielten die Schwankungen des Wasserspiegels an und kamen auch
dann noch in schwachem Maße zum Vorschein, nachdem der Betonklotz im Schachte abge-
bunden hatte, Auch über diesen Vorgang wurden Aufzeichnungen gemacht.‘
Daß der Grundwasserstand auch durch Erdbeben beeinflußt werden kann,
ist bekannt und namentlich bei den Süddeutschen Erdbeben der Jahre 1911 und 1912
beobachtet worden. Von weiteren Einflüssen nennen wir hier vor allem die Wirkungen
der Erosion und dann, wenn auch viel langsamer wirkend, diejenigen säkularer
Hebungen und Senkungen ganzer Landstriche.
Zum Schluß möchten wir darauf hinweisen, daß in manchen Gegenden Schwankun-
gen des Grundwassers vielleicht auch durch Gasdruckschwankungen im
Untergrund hervorgerufen sein können (vgl. $ 50).
Die im vorstehenden besprochenen Grundwasserschwankungen machen sich natür-
lich in der Ergiebigkeit der Quellen sowie im Wasserstand von Flüssen und Seen bemerk-
bar und treten uns namentlich auch in dem Verschwinden und Wiedererscheinen mancher
Seen deutlich vor Augen.
1) Journ. für Gasbel. und Wasservers. 1904, S. 381.