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Die Größenordnung der Grundwassergeschwindigkeiten mag sich im Mittel etwa
zwischen 1,5 und 2,5 m im Tag bewegen,!) weicht jedoch oft nach beiden Seiten sehr er-
heblich von diesen Mittelwerten ab. Einige spezielle Angaben werden dies deutlicher
machen. Stille fand auf Klüften und Spalten von Plänerkalk’v = 2,6 bis 8,0 km pro Tag.
Bei 20 % Porenvolumen des Grundwasserträgers ergab sich bei Gotenburg eine Ge- N ı
schwindigkeit von 0,5 mim Tag, das ist 1 Kilometer in 51%, Jahren. In diluvialen Sanden I
bei Frankfurt a. M. wurde eine Geschwindigkeit von 0,274 m, bei Mannheim eine solche
von 1,2—1,6 m pro Tag beobachtet.
Im 12-13 m mächtigen diluvialen Muldebett bei Naunhof (Leipzig) wurde bei
einem Grundwassergefälle von 1,100 eine Geschwindigkeit von 2,5m pro Tag beobachtet.
Bei Tueson (Arizona) wurde in Kiesen (gravel) eine Geschwindigkeit von 144 Fuß
oder 44 Meter in 24 Stunden ermittelt), wohl eine der größten überhaupt vorkommenden
Geschwindigkeiten.
Heim gibt aus breiten Kiestälern folgende Zahlen an:
Emmental J—=0,007 v=8m pro Tag
Limmattal bei Zürich J = 0,0000 b=4-6m „ »
Über den verblüffend raschen Wechsel, welchem die Grundwasser-
geschwindigkeiten schon auf engem Raum unterworfen sind, gaben Versuche
auf dem Langenauer Feld bei Ulm überraschende Aufschlüsse, über welche in $ 64
berichtet ist. | Il |
$ 49, Entstehung der Quellen.
Das unter die Erdoberfläche gelangte Wasser erfüllt die Hohlräume der Gesteine. |
Es sammelt sich in den Kiesen und Sanden, in den Klüften und Spalten und auf den Gren- III,
zen zwischen den durchlässigen und den undurchlässigen, unter jenen liegenden Schich- ll
ten. Der Begriff durchlässig ist dabei jedoch nur relativ zu verstehen. Zu den relativ
durchlässigen Schichten kann man rechnen: Sand- und Kalkgesteine, Aschen, Sande,
Schlacken, Tuffe, Trümmergesteine, zu den mehr oder weniger durchlässigen Schichten
gehören alle tonigen oder tonhaltigen und die kristallinischen Gesteine, soweit sie nicht
klüftig, blasig, porös oder stark verwittert sind. Sind die Wassermengen und die Neigung
der undurchlässigen Schicht genügend groß, so fließt das Wasser unterirdisch tieferen
Stellen zu und kann dabei entweder
1. im Erdinnern bleiben,
2. als Grundwasser sich in Flüsse oder das Meer ergießen,
3. kapillar gehoben werden und teilweise verdunsten oder
4. zutage austreten.
Hat solcher Wasseraustritt einen oberirdischen Abfluß, so nennt man Austritts-
stelle und -Erscheinung eine Quelle oder bei Bildung eines größeren Wasserbeckens
(bei mehreren Austrittsstellen) einen Quellsee. Wasseraustrittsstellen ohne Abfluß zeigen I
meist wegen des stagnierenden Wassers die Erscheinung von Sümpfen. IM
Die im folgenden durchgeführte Einteilung erhebt nicht den Anspruch streng
wissenschaftlichen Anforderungen zu, genügen, sie dürfte aber für den praktischen Ge-
brauch nicht unbequem sein. Wir werden sprechen von: Schichtquellen, Schuttquellen, In
Überlaufquellen, Spalt- und Stauquellen, Höhlenquellen und artesischen Quellen. Selbst- a
1) 3-5 m pro Tag sind in Kiesen und Sanden schon hoch.
2) Eng. News 1906. Bd. 55, SS: 187: |