höher gelegenen Punkte eine Quelle erscheint, welche eine Strecke weit offen verläuft und
sich scheinbar ganz mit dem Oberflächengewässer vereinigt, in der Tat aber teilweise in den
Boden wieder versinkt und zur Speisung einer zweiten, tieferen, eventuell sehr weit von
der ersten entfernten Quelle beiträgt: Sekundäre Quelle. Mißt man sodann,
um die Gesamtwassermenge im Gebiete zu ermitteln, jede einzelne Quelle für sich, so
ergibt sich in der Regel ein wesentlich größeres Quantum, als dasjenige, welches man nach
Fassung der Quellen ableiten kann, weil ein Teil des Wassers doppelt gemessen wurde.
Ganz besondere Aufmerksamkeit auf diesen Umstand ist erforderlich, wenn es sich um
Quellen in ausgedehnten, bewässerten Wiesenkomplexen und überhaupt um Quellen
in sehr leicht durchlässigem Boden handelt.
Der Weg der einsinkenden Infiltrationen wird beeinflußt durch die Lage der Grund-
wasserwelle und die Durchlässigkeit und Zerklüftung der durchsunkenen Schichten. Das
Resultat der Infiltration ist stets die Vereinigung des Grundwassers mit offenen Ge-
wässern. Wenn es möglich wäre, daß ein Teil der Infiltrationen nicht diesen Weg zu den
offenen Gewässern zurück verfolgen würde, so müßte eine kontinuierliche Abnahme
des auf der Erdoberfläche vorhandenen flüssigen Wassers stattfinden, bezw. schon seit
Jahrtausenden stattgefunden haben. In diesem Falle wäre eine allmähliche Austrock-
nung der Flüsse, Seen und Meere unabwendbar, bezw. von jeher im Vollzug begriffen.
Nun wird neuerdings die allmähliche Austrocknung unserer Quel-
len, Flüsse und Seen behauptet. Wir halten ein derartiges Phänomen nur für möglich
und unabänderlich, wo sich klimatische Änderungen vollziehen. Wo diese nicht nach-
weisbar sind wie z. B. in unseren Klimaten, muß die Veränderung namentlich der Maxima
und Minima von Quellen und Flüssen einer verkehrten Wasserwirtschaft zugeschrieben
werden, wie sie in der bisher geübten Korrektion der Flüsse und den zahllosen Entwässe-
rungsanlagen gegeben war, aber neuerdings durch rationelleres Vorgehen (Zurückhaltung
der Hochwässer im Gebirge, Freihalten von Überschwemmungsgebieten der Flüsse,
Seespiegelregulierungen, Anreicherung der Grundwasservorräte (System Vogt) usw.
zu beseitigen angestrebt wird.
3. Schwankungen der Ergiebigkeit. Alles in einem geschlossenen Niederschlags-
gebiete in den Boden infiltrierende oder im Boden gebildete Wasser, welches im Boden
selbst nicht verzehrt oder in eine andere als die flüssige Aggregatform umgewandelt wird,
| muß notwendigerweise im Laufe der Fig: 114,
Zeit an den Quellen Q& (Fig. 114)
wieder austreten. Würden die Grund-
wasserausläufe Q größer sein, als die
Ergänzung des Bestandes durch die
Bodeninfiltration, so könnten sich |
solche nur bis zur Entleerung des =
Grundwasserreservoirs erhalten; wä-
ren die Grundwasserausläufe kleiner, als die Zuflüsse von der Terrainoberfläche,
so würde mit der Zeit das Grundwasserreservoir überfüllt, d. h. die Bodeninfiltration
sistiert werden oder es würden sich neue Überläufe bilden, um den Gleichgewichts-
zustand herzustellen. Die sich hieraus notwendig ergebenden Ergiebigkeitsschwan-
kungen sind um so größer, je zerklüfteter das Gebirge, je kleiner das Grundwasserreser-
voir und je kürzer und weiter die Wege von den Versickerungsstellen bis zu den
Quellen sind.
Die an solchen Quellen austretenden Grundwasser sind also in ihrem Ergebnisse
unbeständig, ja sie bleiben zeitweise ganz aus und verraten ihren Zusammenhang
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