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Die Angehörigen dieser dritten Gruppe streben eine sachliche Auseinandersetzung über
die strittige Frage an.
Zur Klärung dieser Gegensätze und Probleme sucht beizutrgen der am 1. Oktober 1911
in Hannover gegründete „Verband zur Klärung der Wünschelrutenfrage‘‘, dessen Vorstand
angehören: Dr. med. Aigner, München, als Geschäftsleiter; Engels, Dresden; Franzius,
Kiel; Graf Klinekowstroem, München; Maurer, Hannover; Scharf, Halle und der Ver-
fasser vorliegenden Werkes.!)
Man kann die Ziele, welche dem Verbande vorschweben, etwa mit folgenden Worten
wiedergeben. Der Verband will, ohne irgendwelche Rücksicht auf das Endergebnis und ohne
Voreingenommenheit nach irgendwelcher Richtung hin, nachstehende Punkte in den Kreis
seiner Tätigkeit ziehen:
1. Verbreitung der Erkenntnis, daß tatsächlich ein Problem vorliegt, welches aber
nicht nur geologischer oder physikalischer Natur ist, sondern nur bei unbefangener Zusammen-
arbeit von Physiologen, Physikern und Hydrologen gelöst werden kann.
2. Sammlung von statistischem Material unter Diskussion und genauer Untersuchung
der angeblichen Erfolge und Mißerfolge.
3. Anstellung von möglichst vielseitigen scharfen Versuchen unter sachgemäßer, auch
die Psyche des Rutengängers berücksichtigender Leitung; Untersuchungen über die bei Ruten-
gängern vorkommenden Selbsttäuschungen, über die Möglichkeit Rutengänger evtl. durch
Apparate zu ersetzen.
4. Möglichst scharfe Präzisierung der jeweils noch nicht erklärten Punkte.
5. Veröffentlichung der Ergebnisse, Nachrichtenaustausch.
2. Erklärungsversuche. Bezüglich der Erklärung des Wünschelrutenphänomens
sind bislang kaum die allerersten tastenden Schritte unternommen worden. Die wichtig-
sten Fragen harren noch der Lösung: Welche Rolle spielt die Rute? Ist sie unbedingt
notwendig? oder dient sie nur als Empfindungsvermittler? Hat die Bewegung der
Nichtbewegung des Wassers einen Einfluß auf die Rute bezw. auf den Rutengänger ?
Kann man die Bewegungsrichtung des Wassers bestimmen? Wie verhalten sich offene
Gewässer? Was ist von den Tiefenbestimmungen seitens der Rutengänger zu halten ?
Wie lassen sie sich erklären ? Kann Wasser in beliebig großer Tiefe noch erkannt werden ?
Wie verhalten sich Rutengänger über ausgedehnten Grundwasserströmen? Können sie
dort überhaupt Rutenausschläge haben ? Welchen äußeren atmosphärischen oder Witte-
rungseinflüssen unterliest die Tätigkeit der Rutengänger; welche körperlichen oder see-
lischen Wirkungen können in Betracht kommen ? usw. usw. Wie man sieht, fehlt es heute
noch schon an der einwandfreien Feststellung der Tatsachen, ganz abgesehen von der Be-
antwortung der Fragen nach ihrem Warum.
Die Beantwortung solcher Fragen wird aber noch erschwert durch das persönliche
Verhalten mancher Rutengänger, welche eindringende Fragen aus falscher Konkurrenz-
furcht oder als Anzweiflungen ihrer Tätigkeit nicht beantworten wollen, oder sie vielfach
aus Mangel an Selbstbeobachtungsgabe nicht beantworten können. Oftmals suchen natür-
lich die Rutengänger selbst nach Erklärungen, welche aber bei ihren meist ungenügenden
naturwissenschaftlichen Kenntnissen in der Regel wertlos sind, die Forschung aufhalten
und den prinzipiellen Leugnern des Problems Handhaben zur Lächerlichmachung des-
selben bieten.
Über die bisherigen Versuche zur Erklärung des Phänomens gab Aigner in verschie-
denen Aufsätzen Ausführungen, denen wir nachstehendes entnehmen:
Die radioaktiven Substanzen des Bodens beeinflussen wie die luftelektrischen
Messungen ergeben, die Atmosphäre, indem die von diesen Substanzen ausgehende durch-
1) Die Veröffentliehungen des Verbands erscheinen im Verlag von Konrad Wittwer,
Stuttgart,