377
werden, um den Rutengängern ihre volle Ruhe zu erhalten. Sicherlich liest die
Möglichkeit vor, daß eine nur von Physikern oder Geologen durchgeführte Prüfung dem
Rutengänger zu sehr zusetzen, ihn seiner Ruhe und Unbefangenheit berauben und ihn
verhindern würde sich selbst zu beobachten. Derartige Prüfungen müssen also jeden-
falls unter fachmännischer Aufsicht von Physiologen durchgeführt werden.
Aus dem Vorstehenden geht mit genügender Deutlichkeit hervor, wie schwierig,
ja bis jetzt in manchen Fällen unmöglich die einwandfreie Prüfung der Ergebnisse ist.
Man erkennt, daß bisher wohl nur in wenigen Fällen allenötigen, in verschwindend
wenigen Fällen alle möglichen Vorsichtmaßregeln beobachtet wurden. Dies mahnt
also zur Vorsicht in der Aburteilung über das Phänomen. In dankenswerter Weise hat
Graf von Klinckowstroem in der Zeitschrift des Verbands der Gas- und Wasserfachmänner
in Österreich-Ungarn 1912 (Heft 15) eine Reihe von augenscheinlichen Erfolgen der Wün-
schelrute zusammengetragen. Wir führen daraus eine zusammenfassende Äußerung
des bekannten Züricher Geologen Heim an, welche folgendermaßen lautet: „Ich habe eine
ganze Anzahl von Fällen zu beobachten Gelegenheit gehabt, wo die Wünschelrute ein
vortreffliches Resultat gegeben hat, obschon zu einer vorausgehenden richtigen Idee gar
keine Möglichkeit vorhanden war. Ich habe z. B. mit Rutengängern verkehrt, die sicher
absolut naive, kenntnislose und erfahrungslose, sogar sehr unintelligente Menschen waren.
Ich habe sie in einem Terrain arbeiten sehen, das sie vorher nie gesehen hatten. Sie rich-
teten keinen Blick auf den Charakter des Geländes, sie suchten keine Aufschlüsse im Boden,
sie steiften sich nur auf ihre Rute und machten Angaben, die auch ich von geologischen
Gesichtspunkten aus bestätigen konnte und die nachher durch Grabungen bestätigt
worden sind.“
Wir fügen noch zwei Berichte Dr. Aigners über erfolgreiche Versuche in München
nach Prometheus 1912, Nr. 1201, Seite 76 an. Sie lauten: Auf dem München-Starnberger
Bahnhof ergab sich ein unerklärlicher Wasserverlust. Man vermutete einen Rohrbruch.
Der Rutengänger zeigte an einer Stelle eine Reaktion, die durch die Leitungspläne nicht
erklärlich war. Beim Nachgraben fand sich an der bezeichneten Stelle eine in den Plänen
nicht vermerkte, ständig fließende Rohrabzweigung. (Bericht der Eisenbahndirektion.)
Im Anwesen Sennefeldernhof, München, zeigte beiAnlage einesInjektors die Leitung
ungenügenden Druck. Der Grund konnte nur in einem Defekt der Leitung sein; äußere
Anzeichen fehlten. Der Hof war neu gepflastert. Vor einigen Jahren war ein Rohrbruch
daselbst erst nach wochenlangem Nachgraben gefunden worden. Der Rutengänger be-
zeichnete über der etwa 75 m langen Leitung zwei Reaktionsstellen. An beiden befan-
den sich Rohrbrüche. (Bericht des Installateurs J. Kropp.)
Diesen Erfolgen stehen recht zahlreiche augenscheinliche Mißerfolge gegenüber,
die kein Verständiger leugnen wird. Wir halten es aber für wissenschaftlich richtiger,
diese nicht als Beweise für die wissenschaftliche Bedeutungslosigkeit der Frage anzusehen,
sondern in vorsichtigerer Einschätzung unserer gegenwärtigen Naturerkenntnis an der
allmählichen Klärung des Problems bis zu seiner einwandfreien Lösung unverdrossen
weiter zu arbeiten. Als Beispiel für die weitere Bedeutung des Problems genüge der Hin-
weis darauf, daß von Graeve behauptet, der Blitz bevorzuge besonders solche Punkte,
unter welchen sich Wasseradern im Untergrund kreuzen. Die deutschen Feuerversiche-
rungsgesellschaften haben sich der Frage bereits angenommen.
4. Praktisches Verhalten zur Wünschelrute. Wenn es auf irgend einem Gebiet
der Wissenschaft oder Technik neben einer in vielen wenn auch nicht allen Fällen bewähr-
ten Methode noch Theorien gibt, die eine richtigere Beherrschung des Problems zu ver-
mitteln suchen, aber in ihren Grundlagen noch nicht sicher sind, so wird niemand zögern
en ir
EEE
rege