Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
  
   
des Untergrundes und der in ihm herrschenden Zustände bezüglich Herkunft, Menge 
und Qualität des verborgen fließenden Wassers. Ingeologischer Hinsicht erforscht 
man die Schichtenfolgen, insbesondere die Deckschichten, wasserführenden und wasser- 
tragenden Schichten, dazu ihre Mächtigkeit, sowie etwaige undurchlässige Zwischenschich- 
ten. Man untersucht ferner, ob die Schichtenablagerungen regelmäßig sind oder nicht. 
Inhydrologischer Hinsicht handelt es sich bei Geschiebegrundwasser um die 
Wassermenge Q, welche durch Querschnitt F des Untergrundes mit der Geschwindigkeit 
v fließt. Die Ermittlung von v erfolgt dabei nach der Gleichung v — k.J, wo J das Grund- 
wassergefälle, k ein sogenannter Durchlässigkeitskoeffizient ist. Man hat also: 
DEhs.H. 
Damit © recht groß werde, sucht man mit der Fassung Stellen auf, wo F und k möglichst 
groß sind und findet solche besonders in den Geschieben der heutigen und früheren 
Flußtäler. Man besetzt das zu untersuchende Feld mit Bohrlöchern (‚„Beobach- 
tungsröhren “), mittels deren man unter Berücksichtigung aller etwa vorkommenden 
Störungen und Unregelmäßigkeiten Profile des Untergrundaufbaus und der Grundwasser- 
stände konstruiert. Materialproben des Untergrunds geben Aufschluß über die. Menge 
der dem Wasser zur Verfügung stehenden Hohlräume. Aus den in regelmäßigen kurzen 
Zwischenräumen (alle 1—3 Tage) beobachteten Grundwasserspiegeln in den Beobach- 
tungsrohren und in etwa sonst vorhandenen Brunnen ermittelt man die Richtung und 
Größe des Grundwassergefälls J, bezw. wenn sich .J gleich Null ergibt, unter Umständen 
das Vorhandensein eines Grundwasserbeckens oder unterirdischen Sees. Die häufige 
Wiederholung dieser Aufnahmen und der Konstruktion von Grundwasserhorizontalen 
gibt einen klaren Einblick in etwaige hydrologische Veränderungen 
des Untergrundes. Dabei ergibtsich auch der Einfluß benachbarter of- 
fener Gewässer, Seen, Flüsse oder Kanäle, deren Pegelstände ebenso wie die 
meteorologischen Ereignisse laufend beobachtet werden müssen. An einzelnen Brunnen 
wird die Ergiebigkeit in Funktion der Absenkung, der Durchlässigkeitskoeffizient % und 
die Einwirkung der Brunnenabsenkung auf benachbarte Bohrungen bestimmt. 
Auch die rein hydrologischen Schlußfolgerungen sind nicht durchführbar ohne phy- 
sikalische und chemische Untersuchungen. In hygienischer Hinsicht handelt 
es sich vornehmlich um Bestimmung der Grundwassertemperaturen sowie der chemischen 
und biologischen (bakteriologischen) Verunreinigungen des Grundwassers. 
Nach Vorstehendem verlangen also die hydrologischen Vorarbeiten Kenntnisse 
der Geologie, Bodenkunde, Hydraulik, Physik, Chemie und Bakteriologie. Hydrologische 
Vorarbeiten erfordern neben vertieften theoretischen Kenntnissen hervorragende prak- 
tische Erfahrung und Übersicht, damit von vornherein alle Möglichkeiten erwogen und 
die Versuche auf richtiger, genügend breiter, Basis aufgebaut werden. Man gewinnt aus 
der Literatur nicht selten den Eindruck, als ob manche hydrologischen Untersuchungen 
zu oberflächlich durchgeführt würden, namentlich gilt dies bezüglich der Entscheidung, 
ob man es mit einem Grundwasserbecken oder einem Grundwasserstrom oder einem von 
einem Strom gespeisten Becken zu tun hat, ferner bezüglich der Fragen, wie groß der 
Grundwasserzufluß in den beiden letzten Fällen ist, ob und in wie weit Flüsse und Seen 
das Grundwasser speisen, welche Schwankungen die Grundwasserspiegel in verschie- 
denen Jahren zeigen können usw. Welche Folgen die unrichtige Kenntnis des Grund- 
wasserzuflusses und seiner Ergänzung aus offenen Gewässern haben kann, hat besonders 
die Breslauer Grundwasserkalamität bewiesen. 
Bei dieser Gelegenheit soll namentlich auf die durchaus ungenügende Art und Weise 
hingewiesen werden, in welcher bisweilen Bohrfirmen Garantieversuche über die Lei- 
  
    
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
   
 
	        
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