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$S 3. Umfang der Wasseruntersuchungen.
Die vollständige Untersuchung einer Wasserprobe umfaßt heute einen physi-
kalischen, chemischen, bakteriologischen und einen biologischen Teil. Damit ist aber
die Beurteilung eines Wassers keineswegs erschöpft. Von mindestens derselben Bedeu-
tung hierfür ist die Kenntnis der Entnahmestelle und ihrer Umgebung. Der Fragebogen
der K. Landesanstalt für Wasserhygiene in Dahlem-Berlin verlangt für Begutachtung
eingereichter Wasserversorgungsentwürfe u. a. die Beantwortung folgender Fragen:
1. Wo liegt das betreffende Gelände? (Höhenlage über N. N.; Entfernung vom
Ort usw.)
2. Liegt die Entnahmestelle im Überschwemmunssgebiet? (Wie oft im Jahre
kommen Überschwemmungen vor ?)
3. In welcher Umgebung liest die Entnahmestelle?
Beschreibung des Geländes, der Bodenbewirtschaftung, künstliche oder natür-
liche Düngung, Beweidung; Angaben über Abführung des Tagewassers, be-
nachbarte Wohnstätten, Fabriken, Ställe, Dunggruben, Schindäcker, Fried-
höfe, Rieselanlagen, vorüberführende Wege, Wasserläufe, Gräben, Rinnsteine,
Abwasserkanäle usw.; in solchen Fällen it Einzelzeichnung der
Umgebung, möglichst durch Profile erläutert, erforderlich.
4. In welcher Tiefe unter der Erdoberfläche soll das Wasser entnommen werden ?
Angaben über die Erdschichten, aus denen das Wasser stammt; Beschaffenheit,
Folge und Mächtigkeit der einzelnen Schichten, eventuell Zeichnung des
Bodenprofils beizulegen; von wem sind die geologischen Feststellungen
erfolgt ?
5. Sind Vorkehrungen zum Schutze der Entnahmestelle gegen Verunreinigungen
beabsichtigt und welche?
6. Ist das Gelände Gemeinde-Eigentum oder wird Kauf beabsichtigt und in
welchem Umfang? Wenn nicht, welche Vertragsbestimmungen mit dem
Eigentümer wegen Grundstücksbenutzung, Unterlassung von Düngung mit
menschlichen und tierischen Abfallstoffen sind beabsichtigt ?
Trotz Eintragung im Grundbuch werden solche Bestimmungen mit der
Zeit leicht vergessen; auch eine geordnete Überwachung ist schwierig.
. Ist die Entnahmestelle schon geschürft oder gefaßt? (Beschaffenheit der Fas-
sung, Holz, Mauerwerk, mit zementierten, offenen, mit Moos usw. verstopften
Fugen); bei Brunnen: ist der Brunnenkessel offen oder abgedeckt? womit?
Haben sich im Schürfgraben oder in der Fassung Absätze von Eisenschlamm
gezeigt ?
8. Wann und durch wen wurden die Wasserproben für die Wasseruntersuchung
entnommen ?
ES
Erst die genaue Kenntnis eines Wasserbezugsortes gestattet, den Analysenbefunden
des Wassers die richtige Deutung zu geben. Dies bezieht sich namentlich auf das
Vorkommen von Chlor, Ammoniak, salpetriger Säure und Salpetersäure, sowie Bak-
terien und Plankton im Wasser. Man kann sagen: Eine günstige Wasser-
analyse genügt (für sich allein) ebensowenig zur Empfehlung
eines Wassers, als eine ungünstige zu seiner Verwerfung.
Im ersten Fall kann die Betrachtung der Entnahmestelle auf eine Gefährdung
des Wassers, im zweiten Fall kann sie auf die Möglichkeit einer Verbesserung des Wassers
hinweisen.