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am ehesten in Kesseltälern vorkommen wird, und außerdem auf nicht zu breite Fluß-
und Trockentäler. In jedem Fall bedarf man eines mächtigen nicht zu feinkörnigen
Grundwasserträgers. Diesen künstlich, durch Anschüttung, zu erzeugen, dürfte kaum
jemals möglich sein.
B. Beeinflussung der Grundwasserstände unter Einsenkung von Wasser.
I. Vermehrung der Grundwassermenge. Der Fall, beidem durch Einsenkung von
Wasser in den Untergrund lediglich eine Vermehrung der Grundwassermenge angestrebt
wird, kommt in der Wasserversorgungstechnik praktisch nicht vor, stets wünscht man
entweder ausschließlich (vgl. unten unter b) oder gleichzeitig das Wasser zu verbessern.
Dagegen findet in der Kulturtechnik das Verfahren durch Gräben an Hängen die Grund-
wassermenge zu vermehren, in den letzten Jahren immer mehr Aufnahme.
Ein zweifellos in vielen Fällen wertvolles „Verfahren zur Aufs pei-
cherung von Wasser in Flußstrecken mit G@rundwasser-
becken“ hatsich Karl Vogt in München durch D. R. P. 219 603 schützen lassen.
Das Verfahren beruht nach einer Veröffentlichung des Patentinhabers!) darauf, in Fluß-
strecken mit Grundwasserbecken diese unterirdischen W. asserspeicher zu Zeiten des
Niederwasserstandes mittels Stollen oder ähnlicher Entnahmevorrichtungen derart zu
entleeren, daß neue Hochwassermengen von ihnen aufgenommen und nach Bedarf zu
wirtschaftlicher Ausnützung weiter geleitet werden können. Auf diese Weise werden,
einen geeigneten Flußuntergrund vorausgesetzt, Hochwasser möglichst unschädlich
und mannigfachen Zwecken dienstbar gemacht, z. B. zu Bewässerungs- und Schiffahrts-
zwecken, zur Erzielung einer besseren Ausnützung des Wassers in Kraftwerken, zur
Erzeugung höherer Grundwasserstände in unfruchtbaren Gegenden und dergl.
Während bei der Gewinnung von Grundwasser für Wasserversorgungsanlagen
in erster Linie die Reinheit und der Wärmegrad des Wassers maßgebend sind,
wird bei dem vorliegenden Verfahren besonderes Gewicht gelegt auf möglichst rasche
Aufnahme des überschüssigen Flußwassers vom Flußuntergrund sowie auf den Zufluß
aller erreichbaren unterirdischen Wasseradern zu den Hohlräumen, welche als Wasser-
speicher dienen sollen.
Zur Entnahme des Wassers wird an geeigneter Stelle des Tales ein Stollen
angesetzt und über der undurchlässigen Sohle vorgetrieben. Zur Regelung des Abflusses
werden in bestimmten Entfernungen Kammern mit Stauschützen eingebaut, welche von
der Bodenoberfläche aus betrieben werden. Mit den Stauschützenkammern zusammen-
gebaut sind Einsteigschächte, welche gleichzeitig zur Lüftung des Stollens dienen können.
Bei geringer Durchlässigkeit des Untergrunds oder beim Vorkommen undurchlässiger
Zwischenschichten werden verschließbare Querstollen angeordnet und diese mit Filter-
brunnen verbunden. Die Aufnahme des überschüssigen Flußwassers
wird durch Versitzgruben, Filtergräben oder Filterbecken bewirkt.
Der Erfinder hatte sein Verfahren ursprünglich hauptsächlich zur Anreicherung
des Niederwassers der Flüsse bestimmt. Es ist aber kein Zweifel, daß das Verfahren
auch bei der künstlichen Grundwassererzeugung für Wasserversorgungszwecke eine be-
deutende Rolle spielen kann. Ein Versuch im großen ist unseres Wisesns bis jetzt mit
dem Verfahren noch nicht gemacht worden, jedoch hat das Kgl. Bayerische Wasser-
versorgungsbureau Laboratoriumsversuche mit einem Modell ausgeführt, welche unter
anderem interessante Aufschlüsse ergeben haben über die Natur der Absenkungsflächen
1) Weiße Kohle 1910.
Seite 166.