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b) Zur 'Rieselung sollte nur vorgereinigtes klares Wasser verwendet werden, sonst
verschlickt der Untergrund zu rasch. Durch organische Stoffe verunreinigtes Wasser
wird auf Rieselwiesen nicht genügend gereinigt. Auch der sonst wertvolle Graswuchs
des Bodens vermag hohe Oxydierbarkeit nicht zu beseitigen; durch abgestorbene Pflanzen
wird das Wasser verschlechtert.
c) Der Boden muß von Natur rein sein, dazu engporig aber durchlässig und von
genügender Mächtigkeit. Die Entnahmedrains müssen also, auch wegen der Wurzel-
zöpfe, die sonst einwachsen würden, tief genug liegen. Zwei Meter dürften hier das Mini-
mum darstellen. Drainagen dienen gleichzeitig zur Lockerung und während der Betriebs-
pausen zur Lüftung und Regeneration des Bodens.
d) Die Flächen dürfen nicht überangestrengt werden. Man braucht zum Rieseln
etwa 20—30 mal soviel Fläche als bei gewöhnlichen Filtern. Intermittierender Betrieb,
welcher eine genügende Lüftung und Regeneration des Bodens ermöglicht, ist dringend
anzuraten. Dadurch bewahrt man am längsten die Durchlässigkeit des Bodens.
e) Das Wasser nimmt bei der Rieselung aus dem Boden fremde Stoffe auf und gibt
seine Verunreinigungen teilweise an ihn ab. Es vollziehen sich deshalb zwei einander ent-
gegengesetzte Prozesse: Verderbnis durch die etwaigen Unreinigkeiten, welche der Unter-
grund enthält, einerseits und Verbesserung des in den Untergrund eindringenden Wassers
durch die Filtration andrerseits. Jenachdem der eine oder andre dieser Prozesse in seinen
Resultaten überwiegt, verschlechtert oder verbessert sich die Qualität des Wassers.
Die Wirkung der Pflanzen (der Grasnarbe) vollzieht sich in der Hauptsache während
der Vegetationszeit, und bis zu der Tiefe, aus welcher die Pflanzen Stoffe an sich ziehen.
Abgestorbene Pflanzen können wie bereits bemerkt schädlich wirken.
f) Der Betrieb muß mit großer Sorgfalt geleitet werden, sogenannte wilde Rieselei ei,
ist ein Raubbau mit dem Boden.
Besonders bekannt wurden die Rieselwiesen, welche in den Jahren 1901 und 1902
an der Remscheider Talsperre angelegt worden sind ?2). Das Wasser kam in einem offenen
Kanal an und wurde nach Passieren eines Ablagerungsbeckens in 5 Meter voneinander
entfernten Rinnen auf dem 6000 Quadratmeter großen mit Rasen bewachsenen Feld
verteilt. Zwischen den Rinnen lagen in 2,5 m Tiefe Drains (1,75 m Tiefe hatte sich als
zu. gering erwiesen). Der Frost (bis zu —14° C. brachte keinen Schaden (1), die höchste
Temperatur des gerieselten Wassers betrug +14° C. Dieses wurde übrigens nachträglich
noch filtriert, was den Wert der Rieselei nicht besonders groß erscheinen läßt.
Bei den Rieselwiesen an der Haspetalsperre liegen die Drains 4,4 m tief in 3,2 m breiten
Gräben und sind von vier je etwa 50.cm starken Schichten groben Kieses, feinen Kieses,
groben Sandes, feinen Sandes überdeckt. Diese Schichten umhüllen das Drainsrohr oben und
auf beiden Seiten.
Zur Erzeugung künstlichen Grundwassers hat die Stadt Braunschweig neben ihrer
Grundwasserbetriebsanlage zwei Feldstücke von je 62 auf 28 Meter Seitenlänge unmittelbar
auf dem Fassungsstreifen in je 80 cm breite Beete geteilt, dicht mit Weiden besetzt und als
Berieselungsfelder angelegt. Zur Berieselung dient das Kondenswasser der Maschinenanlage,
welches nach vorheriger Lüftung eine kleine Ölabscheidung durchläuft. Als Kondenswasser
wird das gereinigte Spülwasser der Enteisenungsanlage benützt. Die Anlage hat im ganzen
wohl mehr provisorischen Charakter.
*) Vgl. das in Breslau angewandte Verfahren. Adam: Zeitschr. f. d. ges. Wasserwirt-
schaft 1913, No. 1 und 2.
2) Journ. f. Gasbel. und Wasserversorgung 1903, Seite 997 und Mattern: Die Tal-
sperren im Handbuch der Ing.-Wissenschaften.