Full text: Vorkenntnisse und Hilfswissenschaften, die Hydrologie, die Wassergewinnung (2,a)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
      
‚816 
Das Werk ist inzwischen auf eine tägliche Leistung von 8600 cbm ausgebaut 
worden. 
Bei den seit 1875 im Betrieb befindlichen Chemnitzer Anlagen wird natürliche 
Filtration von Flußwasser, Berieselung und unterirdische Infiltration angewandt )). 
Neben solchen Infiltrationsgruben sind auch schon ebenso wirkende Infiltrations- 
brunnen vorgeschlagen worden, z. B. in Breslau von Wirtz. 
Die Chemnitzer Anlage ist wohl die älteste ihrer Art und besteht aus 
mit Obstbäumen besetzten Rieselwiesen mit Rieselgräben und einem parallel zum 
Fluß liegenden breiten Anreicherungsgraben. Nach der Deutschen Bauzeitung (1913, 
S. 206) wird „Um die Grundwassermenge innerhalb der Leistungsgrenze der Anlage 
nach Bedarf zu erhöhen, den Kieslagen Wasser aus dem Zwönitzflusse auf dem 
Wege der natürlichen Filtration zugeführt. Zu diesem Zwecke ist rd. 40 m hinter der 
Brunnenreihe ein Kanal angelegt, dessen Sohle in die Kieslagen eingeschnitten und 
mit einer 0,4m hohen Schicht von reinem Sand bedeckt ist. Diesem Filterkanal wird 
aus dem Zwönitzflusse Wasser zugeleitet, durch eingebaute kleine Wehre über der Sand- 
fläche auf eine der jeweiligen Durchlässigkeit der Filterschicht entsprechende Höhe 
angestaut und hierbei wie in einem Sandfilter einer künstlichen Reinigung unterworfen, 
bevor es in die natürlichen Kieslagen gelangt. 
Außerdem werden zur Anreicherung des Grundwassers die über das ganze Gebiet 
von 28 ha sich ausdehnenden Rasenflächen in einzelnen Stücken abwechselnd auf kurze 
Zeit mit Wasser aus dem Zwönitzflusse berieselt und dabei wird das Wasser bei dem 
Durchgange durch die Grasnarbe und die darunter liegende sandige Lehmschicht gut 
vorgereinigt, ehe es in die natürlichen Kieslagen eintritt. 
Diese beiden Verfahren der Anreicherung des Grundwassers sind seit dem Bestehen 
des Zwönitzwerkes nunmehr fast 40 Jahre in Anwendung und haben sich gut bewährt.“ 
Die oben erwähnten Brunnen sind ein Stein stark gemauert, 4,5—5 m tief, haben 
oben 1m und unten 2,25 m Durchmesser, sie sind am unteren Ende gelocht. Zu den 
Brunnen kommt noch eine Sickerleitung von 200 mm Durchmesser hinzu. 
Zur teilweisen Ausbeute des Felds sind unterirdische Staudämme angebracht. 
Ist das Zwönitzwasser ganz unrein, so fließt es zunächst in einen Klärteich und 
dann über die Rieselwiesen. In solchen Fällen kann auch auf kurze Zeit das Grund- 
wasser ohne künstliche Anreicherung abgesenkt werdän. Die Ergiebigkeit der ge- 
samten Anlage ist zurzeit 9000 cbm; seit ihrer Erbauung ist eine Abnahme der Er- 
giebigkeit oder eine Verschlickung nicht bemerkbar gewesen. Das Wasser dieser Anlage 
wird durch eine Ozonisierungsanlage gereinigt. 
4. Das Frankfurter System der Grundwassererzeugung. Infolge der tiefen 
Absenkung in den Grundwasserwerken des Stadtwalds sah sich die Frankfurter 
Wasserwerksverwaltung (Baurat ®Dr. Sing. Scheelhaase) veranlaßt im April 1908 
mit Versuchen zur Erzeugung künstlichen Grundwassers zu beginnen. Diese Versuche 
sind bis heute mit Mengen von 500 bis 700 Tageskubikmetern fortgesetzt worden und 
sollen nunmehr mit 4000 Tageskubikmetern in einer definitiven Anlage fortgesetzt werden. 
„Nach dem Vorbild der bisherigen Versuchsanlage wird die Hälfte des Rohwassers in Vor- 
filtern vorgereinist, die andre Hälfte in einem Teich von 3000 qm Fläche stehen gelassen. 
Das aus dem Vorfilter und aus dem Teich kommende Wasser wird auf zwei Feinfilter von 
je 650 qm Fläche gebracht und fließt von da aus in die 3m tiefer herabreichenden Ver- 
sickeranlagen. Man rechnet, daß sich der Wasserpreis auf 7 Pf./cbm stellen wird, 
während die Kosten für Quellwasser aus dem Vogelsberg 9,5 Pf./cbm und für das 
1) Journ. f. Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1911, Seite 87. 
  
  
 
	        
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