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baß es ihm gelingen müsse, der ganzen Welt die Überzeugung
von der Wahrheit der copernicanischen Lehre beizubringen,
aber das Ende vom Liede werde sein, daß er selbst sich zum
Widerruf gezwungen sähe.
Ein halbes Jahr und darüber durfte sich Galilei der
Hoffnung hingeben, daß feine Romfahrt alle Hindernisse be
seitigt und seinem Streben, eine neue Weltanschauung an Stelle
der altüberlieferten zn setzen, freie Bahn geschaffen habe, da
wurde durch einen Brief Cigolis, eines befreundeten römischen
Künstlers, der erste Mißton in fein Glück hineingetragen^).
Man intriguierte in Rom; man gab sich den Anschein, an der
Realität der astronomischen Entdeckungen zn zweifeln. Zunächst
find diese wohlgemeinten Warnungen wohl ziemlich nutzlos
gewesen, allein da auch ein anderer nnverwerflicher Zeuge, der
als mechanischer Schriftsteller hoch geschätzte Luea Balerio,
Cigolis Bericht bestätigte 73 ), so mußte sich Galilei doch nach
gerade sagen, daß sein Ziel noch nicht erreicht sei, und darum
sah er sich bemüßigt, dem Kardinale Conti in einem — nicht
erhaltenen — Briefe'Z die Frage vorzulegen, welches denn
eigentlich das bestimmte Urteil der kirchlichen Autorität über
die aristotelische Theorie von der Unzerstörbarkeit des Himmels
und von der doppelten Bewegung der Erde fei. Contis Ant
wort ist ans Schrauben gestellt und will sich ersichtlich beide
Thüren offen halten, aber wahrheitsgemäß kann der Kirchen
fürst doch nicht in Abrede ziehen, daß die Kirche sich für die
wörtliche Schriftauslegung entscheiden müsse, und daß die ent
gegengesetzte Anschauung, wie sie z. B. bei Didaens a Stunica
sich finde'Z, bisher keinen Beifall gefunden habe. Das war
freilich sehr mild ausgedrückt, so daß der Adressat die Hoff
nung, die er bisher genährt, noch nicht ganz aufzugeben
brauchte.
Leider trug er um diese Zeit durch eine Handlung, welche
unsere Billigung nicht finden kann, selbst dazu bei, den unter
irdischen Arbeiten der römischen Oppositionspartei Vorschub zn