Full text: Kepler. Galilei

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ihm vorher das Petitionsrecht direkt abgesprochen hatte, gestattet, 
eine Bittschrift um Veränderung seines Wohnortes einzureichen, 
und da der Zu gutachtlicher Äußerung aufgeforderte toscanische 
Inquisitor nunmehr von Galileis körperlichem Befinden eine 
Erbarmen erregende Schilderung entttmrf 243 ), so erhielt dieser am 
ñ. Alai 1638 die Erlaubnis, einstweilen wieder in seine Stadt 
wohnung zurückkehren zu dürfen. Freilich wurde ihm aus 
drücklich eingeschärft, daß er weder das Haus verlassen, noch 
auch mit irgend einem Menschen über die verpönte Lehre von 
der Erdbewegung sprechen solle 244 ). Der Sohn Vincenzo — 
wie erwähnt, Regierungsbeamter in Florenz — bekam spezi 
ellen Auftrag, die Einhaltung dieser Weisung zu überwachen. 
Wie peinlich der eingeschüchterte Mann es auch mit dieser 
Pflicht nährn, erhellt daraus, daß er ein ihm von der hollän 
dischen Regierung für seine astronomisch-nautischen Erfindungen 
zugedachtes Ehrengeschenk anzunehmen sich weigerte, was der 
Inquisitor und nicht minder der Papst als Bethätigung er 
gebenen Sinnes lobend vermerkten 243 ). Freilich war er auch 
gerade damals so krank, daß weltliche Dinge gar keinen Reiz 
mehr für ihn haben konnten, und niemand hätte geahnt, daß 
ihm noch vier Lebensjahre beschieden sein sollten. Gleichwohl 
scheint ein etwas späterer Brief Galileis anzudeuten, daß die 
goldene Kette, welche die Generalstaaten ihm bestimmt hatten, 
nicht an den Auftraggeber zurückgekommen ist 24 "). 
Die Verschlimmerung im Befinden des vielgeprüften 
Aiannes war im September 1638 so heftig geworden, daß, 
wie Viviani berichtet 24 "), der Großherzog seinem treuen Diener 
am 8. d. M. einen Abschiedsbesuch abstattete. Es ehrt den 
Fürsten, daß er die letzten Tage des anscheinend Sterbenden 
noch Zu verschönern bestrebt war, und so erwirkte er beim 
Papste, daß der treue Castelli von seiner in Rom bekleideten 
Professur für ein paar Atonale beurlaubt ward und seinen 
alten Lehrer besuchen durste; zuerst allerdings unter mannig- 
fachen Kanteten, die erst allmählich eine Milderung erfuhren 243 ).
	        
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