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deshalb eine hohe Bedeutung gewonnen, weil in ihm der
Verfasser alles, was er für die Richtigkeit der' Lehre von der
doppelten Erdbewegung beizubringen sich befähigt hielt, mit
musterhafter Vollständigkeit, Geschicklichkeit und Eleganz ver
einigt hatsch. Noch jetzt stehtauf dem Boden des „Dialoges"
jeder Schriftsteller, der die gegenseitige Stellung des ptole-
maeischen und eopernieanischen Weltsystems und die Vorzüge
des letzteren einem wie immer beschaffenen Leserkreise aus
einandersetzen will. Obwohl als Keim des unvergleichlichen
Werkes die kleine Arbeit über die Theorie der Gezeiten gelten
muß, in welcher Ebbe und Flut (s. o.) unzutreffend als
Folgeerscheinungen der Erdumdrehung geschildert werden 4 ^),
so hat es Galilei doch verstanden, diese Grundlage seines
„Dialoges" in vollständige Vergessenheit zu bringen und der
theorischen Astronomie ganz neue, auch von Copernieus
keineswegs geahnte Pfade und Gedankenreihen zu erschließen.
Das Werk, welches seinen Sturz von der Höhe menschlicher
Machtstellung verursachte, wird zugleich stets — nur etwa noch
mit den „Diseorsi" diesen seinen Platz teilend — den obersten
unter Galileis zahllosen Ruhmestiteln bilden.
Aus ein ganz anderes Gebiet, ans das der von ihm sonst
weniger gepflegten praktischen Astronomie, führen uns hinüber
seine Bestrebungen um die geographische Ortsbestimmung 458 ),
Bestrebungen, die, wenn nicht — vgl. den Schluß dev fünften
Kapitels — die Inquisition hindernd dazwischen getreten
wäre, dem alternden Manne Gold und Ehre gebracht haben
würden 459 ). Galilei war sich völlig klar darüber, daß drei
Einzelmethoden ineinandergreifen mußten, um das schwierige
Problem zu lösen. Alan bedurfte genauer Ephemeriden der
Jupitermonde, und an solchen arbeitete er, wie wir wissen,
seit geraumer Zeit; man bedurfte eines passenden Beob-
achtnngsinstrumentes, und ein solches glaubte er liefern zu
fömtert 460 ); endlich mußte auch für eine ganz genau gehende
Uhr Sorge getragen werden. Auch nach dieser Seite hin