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nicht unterläßt. Daß auch die reine Mathematik an Keplers
Auffassung der Proportionen Interesse nehmen darf, wird durch
die Noten des Herausgebers 444 ) zu diesem Teil des Harmonie
werkes unwiderleglich erhärtet.
Gewiß verleugnet sich auch in diesem Exkurse auf ein
ferner liegendes Gebiet des Meisters Originalität in keiner
Weise, aber weit klarer tritt diese Selbstständigkeit des
Denkens und Forschens doch ganz zweifellos in Keplers Spe
kulationen über den Magnetismus hervor. Dieselben waren
es wohl wert, zum Gegenstände monographischer Behandlung 145 )
gemacht zu werden, und eben diese ist es, an welche wir
in der nun folgenden Skizzierung der Hauptpunkte uns halten.
Schon frühzeitig nahm der junge steirische Landschafts
mathematiker Ameil an allen aus die Verbesserung der geo
metrischen Beobachtnngsmethoden abzielenden Studien, seine
Briese aus der fraglichen Zeit sind erfüllt mit dahin gehörigen
Bemerkungen, und die Deklination bestimmte er bereits in
Graz — nachmals auch in Prag — mittels eines von ihnn
zu diesem Zwecke aptierten Schwimmkompasses 146 ). Die Lage
des magnetischen Nordpoles sollte durch geeignete Korrespon-
denzbeobachtnngen gefunden werden l47 ); auch den damals noch
eines vorteilhafteren Rufes sich erfreuenden Versuchen zur
Bestimmung der geographischen Länge durch die Deklinations
nadel stand Kepler nicht ferne 44 ch. Doch hatte er für diese
rein physikalischen Dinge nur eben gelegentlich Zeit und Lust,
und was ihm das Geheimnis der magnetischen Anziehung
selbst so anziehend machte, daß war der Umstand, daß er in
ihr den Schlüssel zur Erklärung der kosmischen Bewegungen
erkannt zu haben glaubte 44 H. Für ihn sielen die Begriffe
„Schwere" und „Btagnetattraktion" völlig in eins zusammen,
und das kann uns nicht wunder nehmen, wenn wir uns
gegenwärtig halten, wie ungemein niedrig der damalige Stand
des mechanischen Wissens war. Kepler stand in freundschaft
lichem Verkehr mit Galilei, allein dessen Reform der Be-