Full text: Kepler. Galilei

—HZ 47 Is>— 
wegungslehre fiel, wie sich später zeigen wird, in eine viel 
zu späte Zeit, als das; ersterem die großen Neuerungen des 
italienischen Dioskuren noch hätten zuni direkten Vorteile ge 
reichen können. 
Der deutsche Astronom dachte sich im Innern des Sonnen 
körpers das Zentrum der magnetischen Anziehung, und von 
dieser selbst stellte er sich üor 150 ), daß sie gewissermaßen 
durch Fühlsüden, welche von jenem Punkte ausstrahlten, den 
Planeten vermittelt werde. Irrtümlich wies er diesen Fäden 
jedoch den erweiterten Sonnenüqnator als einzigen Wirkungs 
ort an, statt sie nach allen räumlichen Richtungen wirkend 
anzunehmen, und damit war ausgesprochen, daß sich die 
Kraft nicht, wie später Newton richtig lehrte, nach dem Qua 
drat der Entfernung, sondern nach der Entfernung selbst bei 
ihrer Fortpflanzung schwächen muß. Es ist dies ein um so 
auffälligerer Fehlschluß, da ja Kepler mit dem entsprechenden 
Grundgesetze der Lichtmessung ganz und gar vertrant sich 
geigt 131 ). Auf dieser unsicheren Grundlage nun aber hat der 
selbe ein vollkommenes System aufgebaut, das an Geschlossen 
heit und geistvollen Gedanken wahrlich nichts zu wünschen 
übrig läßt. Indem die Sonne um ihre Achse rotiert und 
dadurch die von ihr ausgehenden Kraftlinien im Kreise her 
umführt, nimmt sie die Planeten, eben durch das Mittel 
jener Linien, mit sich fort und zwingt auch ihnen eine Revo 
lutionsbewegung auf, welche ohne das Grundagens der 
Sonnenrotation nicht vorhanden wäre. Von Hause aus ist 
die Planetenmaterie träge; jeder Stern würde an dem einmal 
eingenommenen Orte verbleiben, wenn nicht der erwähnte 
Impuls ihn zur Ortsveränderung zwänge. Man sieht sofort, 
daß mit dieser Annahme noch nicht etwa das Gesetz der Be 
harrung in der allein zulässigen Form ausgesprochen worden 
ist, aber als eine Vorbereitung zur Formulierung des allge 
meinen Gesetzes, wie solche bald nachher der Schule Galileis 
gelingen sollte, ist Keplers Definition trotz alledem zu würdigen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.