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näher beschäftigen, wogegen die Mondtheorie, die nur eine
Vorarbeit zum zweitgenannten Werke darstellt-'^), und die
Abwehr gegen Fludd^H, so interessant sie auch in gar mancher
Beziehung ist, nur ebeu einer Erwähnung teilhaftig werden
sollen. In der Natur der Dinge liegt es auch, daß wir über
die Jugendschrift rascher hinweggehen, denn so geeignet die
selbe auch ist, die stufenweise fortschreitende Erkenntnis ihres
Verfassers zu beleuchten, so darf sie sich doch nicht neben die
reifen und vollendeten Leistungen des Btannesalters stellen.
Kepler selbst erzählt uns, wie er halb zufällig auf die
Idee verfallen sei, die Anordnung der Planetenbahnen mit
den regelmäßigen Gebilden der Geometrie in Zusammenhang
zu bringen^). Indem er dieser Idee weiter nachging, be
schrieb er um und in jede der Sphären der fünf Planeten
eines der fünf regulären Polyeder — Tetraeder, Hexaeder,
Oktaeder, Dodekaeder, Ikosaeder —, und da die kosmischen
Entfernungen sich mit den Halbmessern der diesen Körpern
ein- und umbeschriebenen Kugeln in befriedigenden Einklang
setzen zu lassen schienen, so schien ihm auch das Ziel, dem er nach
strebte, erreicht und zugleich der Nachweis, daß nur eine Fünf
zahl von Wandelsternen denkbar sei, erbracht zu sein. Die
Astronomen nahmen das Erstlingswerk des jugendlichen Welt
stürmers sehr freundlich auf; doch warnte Tycho am 1. April
1598, bei aller Anerkennung der Vorzüge des Buches, dessen
Verfasser, auf seinen Lorbeeren auszuruhen, und forderte ihn
zu erneuter, gründlicherer Prüfung der Thatsachen auf 218 ). Der
Brief that seine Schuldigkeit, denn Kepler sah bald ein, daß
es nicht darauf ankommen könne, die Natur zwangsweise in
ein künstliches, geometrisches Gerüst einzuschließen, und wandte
sich dem Verfahren zu, auf welches ihn sein Berater hin
gewiesen hatte. Der lange erörterte Plan, in einem Künst-
werke den Aufbau des Planetensystemes darzustellen 2 ^), wurde,
wenngleich sich Keplers früherer Landesvater dafür interessierte,
nicht ausgeführt, einmal weil technische Schwierigkeiten und