Full text: Lehrbuch der malerischen Perspektive mit Einschluß der Schattenkonstruktionen

§ 12. Aufsicht, Untersicht, Seitenaufsicht. 
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1) Tiefenlinien, die unterhalb des Horizontes liegen, scheinen im 
Bilde von vorne nach hinten zu steigen. — Tiefenlinien, die höher 
als das Auge liegen, scheinen im Bilde von vorne nach hinten zu 
fallen. — Tiefenlinien, die in der Höhe des Auges liegen, bilden 
sich in der Horizontlinie ab (vgl. z. B. die unteren Ränder 
der zwei kleinen Bilder an der linken Wand oder die zweitoberste 
Fuge des Ofens). 
Da nach Satz 4 (S. 28) nicht nur die Tiefenlinien, sondern auch 
alle anderen horizontal verlaufenden Geraden ihre Fluchtpunkte auf dem 
Horizont haben, so gelten diese Sätze überhaupt für alle 
horizontalen Linien (ausgenommen die Breitenlinien). 
2) Auf horizontale Flächen, die unterhalb der Höhe des 
Auges liegen, deren Bilder also unter die Horizontlinie fallen, hat 
man Aufsicht. — Auf solche horizontalen Flächen, die höher als das 
Auge liegen, deren Bilder also über die Horizontlinie fallen, hat man 
Untersicht (d. h. man sieht die untere Seite der Fläche). — Dabei 
ist die Aufsicht oder Untersicht 
um so voller, je weiter die Fläche 
unterhalb des Auges oder je höher 
sie oberhalb desselben liegt. — Eine 
horizontale Fläche, d‘e gerade in 
der Höhe des Auges liegt, bildet 
sich als gerade Linie (ohne 
Flächenausdehnung) ab, und zwar 
zusammenfallend mit der Horizont- 
lime (vgl. z. B. die untere Fläche 
der obersten Ofenröhre). 
Am anschaulichsten werden 
diese Sätze, wenn man sich das 
Motiv des Quaders mit horizontalen 
Fugen — den Ofen — in der Art umändert, daß man die vier verti 
kalen Kanten zu Stäben umbildet und an Stelle der Fugenflächen 
materielle Brettchen setzt, die zwischen den 4 Stäben eingesetzt s'nd. 
so daß das Ganze eine Art Etagere 
vorstellt. Eine solche Etagere bildet 
sich dann in der in Fig. 38 ge 
zeichneten Weise ab. 
Es sei dabei aber ausdrück 
lich bemerkt, daß die geradlinige 
Begrenzung der Flächen unwesent 
lich ist; die Sätze gelten auch für 
krummlinig begrenzte Flächen. So 
stellt sich z. B. eine kreisrunde 
Säule oder ein runder Ofen mit 
Fugen dar, wie Fig. 39 zeigt. 
3) Bei vertikalen Flächen, 
die in der Tiefenrichtung (senk- Fig. 39. 
H
	        
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