§ 12. Aufsicht, Untersicht, Seitenaufsicht.
43
1) Tiefenlinien, die unterhalb des Horizontes liegen, scheinen im
Bilde von vorne nach hinten zu steigen. — Tiefenlinien, die höher
als das Auge liegen, scheinen im Bilde von vorne nach hinten zu
fallen. — Tiefenlinien, die in der Höhe des Auges liegen, bilden
sich in der Horizontlinie ab (vgl. z. B. die unteren Ränder
der zwei kleinen Bilder an der linken Wand oder die zweitoberste
Fuge des Ofens).
Da nach Satz 4 (S. 28) nicht nur die Tiefenlinien, sondern auch
alle anderen horizontal verlaufenden Geraden ihre Fluchtpunkte auf dem
Horizont haben, so gelten diese Sätze überhaupt für alle
horizontalen Linien (ausgenommen die Breitenlinien).
2) Auf horizontale Flächen, die unterhalb der Höhe des
Auges liegen, deren Bilder also unter die Horizontlinie fallen, hat
man Aufsicht. — Auf solche horizontalen Flächen, die höher als das
Auge liegen, deren Bilder also über die Horizontlinie fallen, hat man
Untersicht (d. h. man sieht die untere Seite der Fläche). — Dabei
ist die Aufsicht oder Untersicht
um so voller, je weiter die Fläche
unterhalb des Auges oder je höher
sie oberhalb desselben liegt. — Eine
horizontale Fläche, d‘e gerade in
der Höhe des Auges liegt, bildet
sich als gerade Linie (ohne
Flächenausdehnung) ab, und zwar
zusammenfallend mit der Horizont-
lime (vgl. z. B. die untere Fläche
der obersten Ofenröhre).
Am anschaulichsten werden
diese Sätze, wenn man sich das
Motiv des Quaders mit horizontalen
Fugen — den Ofen — in der Art umändert, daß man die vier verti
kalen Kanten zu Stäben umbildet und an Stelle der Fugenflächen
materielle Brettchen setzt, die zwischen den 4 Stäben eingesetzt s'nd.
so daß das Ganze eine Art Etagere
vorstellt. Eine solche Etagere bildet
sich dann in der in Fig. 38 ge
zeichneten Weise ab.
Es sei dabei aber ausdrück
lich bemerkt, daß die geradlinige
Begrenzung der Flächen unwesent
lich ist; die Sätze gelten auch für
krummlinig begrenzte Flächen. So
stellt sich z. B. eine kreisrunde
Säule oder ein runder Ofen mit
Fugen dar, wie Fig. 39 zeigt.
3) Bei vertikalen Flächen,
die in der Tiefenrichtung (senk- Fig. 39.
H