Parallaxe (Bestimmung derselben). 375
aber p' -|- p" bcr Winkel A S C = p'", und
man hat daher
P — —ttt—üt (6)
r cos h -p cos h
Der Winkel p'" ist aber ein Winkel dcS
Vierecks 0A80, welches bei A und 6 die
Winkel 90« + h < unb 90 o + bei 0
aber den Winkel w hat, der gleich dem
Meridianbogen AC ist. Nun sind die
Winkel eines Vierecks zusammen 360°,
mithin ist p"' + 90° + h' + 90° + h"'
+ w = 360° und also
p'" — 180° — w — h' — h"
oder, wenn man die in A und C gemesse
nen Zenithdistanzen 90° — h' und 90°
— h" mit z' und z" bezeichnet,
p" = z' + z " — w.
Zur Bestimmung der P. bedarf es also
nicht mehr des Punktes B, sondern nur
der Messung der Zenithdistanzen in A
und C sowie der Kenntnis des Meridian
bogens AC.
Liegen die Beobachtungsorte nicht unter
demselben Meridian, und erfolgen die
Beobachtungen nicht gleichzeitig, so läßt
sich dies in der Rechnung berücksichtigen,
ftiir genauere Bestimmungen ist ferner in
Betracht zu ziehen, daß die Erde nicht eine
Kugel, sondern ein Spharoid ist, daß der
Polarhalbmesser kleiner als der Äquator-
halbmesser ist; der erstere wird daher einem
Beobachter auf dem Mond unter etwas
kleinerm Winkel erscheinen als der letztere.
Wir benennen diese beiden Winkel mit
den Namen Polar-Horizontalpa-
rallare und Äquatorial-Horizon-
talparallaxe. Der Winkel p in Fig. 3
stellt uns die erstere dar, wenn A den Pol
der Erde bedeutet und der Kreis einen
(elliptischen) Meridian, dagegen die letz
tere, wenn der Kreis den Äquator vorstellt.
Es ist selbstverständlich, daß bei Berück
sichtigung der Abplattung der Erde unsre
obigen einfachen Formeln durch komplizier
tere ersetzt werden müssen; doch kann hier
nicht weiter darauf eingegangen werden.
Einen Versuch, die P. des Blondes durch
Beobachtilng in den Zenithdistanzen des
MondmittelpunktmeridianS zu ermit
teln, machte am Anfang des vorigen Jahr
hunderts der preußische Geheimrat B. F.
v. Krosigk. Auf seine Veranlassung und
Kosten beobachteten nämlich Peter Kolb
am Kap der Guten Hoffnung und Joh.
Wilh. Wagner in Berlin, doch wurde
wegen der Ungenauigkeit der Kapbeobach
tungen kein brauchbares Resultat erlangt.
Um die Mitte des Jahrhunderts wurden
aber die Beobachtungen wiederholt von
Lacaille, der sich im Auftrag der Pa
riser Akademie 1751—54 am Kap auf
hielt, und Lalande in Berlin. Aus
ihren Messungen ergab sich die Aquatorial-
Horizontalparallare des Mondes in mitt
lerer Entfernung gleich 57' 4,7°. Später
hat derAstronomH a n s e n auö einer großen
Anzahl neuerer Beobachtungen den Wert
57' 2,06"—57,034" berechnet, entsprechend
einer Entfernung von 60,28 Erdhalbmes
sern oder 384,420 km oder 518,090 geogr.
Meilen.
Es ist bereits erwähnt worden, daß die
scheinbare Höhe eines Sterns um die
Höhenparallare kleiner ist als die wahre
oder geozentrische. Die Höhenparallare
aber ist dem Kosinus der Höhe propor
tional, also bei größerer Höhe geringer als
bei kleinerer. Bei einem Körper wie der
Mond, dessen scheinbarer Durchmesser bei
läufig Vr Bogengrad beträgt, wird nun
die Höhenparallare für den obern und
für den untern Rand wesentlich verschie
den rrnd zwar für den letztern bedeuten
der sein. Die Verminderung der Höhe,
welche dadurch bewirkt wird, daß man von
einem Punkte der Erdoberfläche statt vom
Mittelpunkt derselben aus beobachtet, ist
daher beträchtlicher für den untern als für
den obern Rand; der scheinbare vertikale
Durchmesser des Mondes wird daher durch