Full text: Lexikon der Astronomie

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Sonnenuhren (verschiedene Arten). 
setzten Seite ab und zieht die entsprechen 
den Radien, so erhält man die Stunden 
linien für die Vormittagsstunden. Die 
Linie für 6 Uhr früh oder abends geht 
parallel zur Tangente 6?; die Linien für 
die Stunden vor früh 6 Uhr und ebenso 
für die Stunden nach 6 Uhr abends er 
hält man durch Verlängerung der vorher 
gezogenen Radien über 21 hinaus. Bei der 
Aufstellung muß das um M konstruierte 
Zifferblatt auf eine horizontale Ebene ge 
legt werden, so daß 216 in Richtung der 
Mittagölinie 0 nach N. zu liegen kommt. 
In 21 ist dann der schattenwerfeude Stab 
parallel zur Weltachse aufzustellen, d. h. 
in einer vertikalen Ebene, so daß er mit 
210 den Winkel <p — der geographischen 
Breite einschließt. 
Auf gleiche Weise ist in Fig. 3 die Kon 
struktion der vertikalen Sonnenuhr vor 
geführt, deren Ebene von W. nach O. 
läuft. Man nennt dieselbe auch eine 
Mittagsuhr. Hier ist ISTC =-1, OC = 
cos 7> (cos 5U° = 0,6428); das nmN ver 
zeichnete Zifferblatt ist auf einer vertikalen, 
von O. nach W. laufenden Wand auf der 
Südseite anzubringen, so daß NC vertikal 
abwärts geht. Mit dieser Linie N C bildet 
der von 21 ausgehende Zeiger den Winkel 
90° — <p. 
Die Schatten, deren Lage die Zeit an 
gibt, können auch aus jeder andern Fläche 
aufgefangen werden, und es haben nament 
lich ältere Schriftsteller eine Menge Kon 
struktionen hierfür angegeben. Insbeson 
dere hat man dieselben auch auf vertikaleu 
Ebenen angebracht, die gegen O. oder W. 
gekehrt sind; sie heißen dann im ersten Fall 
. Morgenuhren(Orientaluhren),im 
letzter» Abenduhren (Occidental- 
uhren). In früherer Zeit, ehe man so 
treffliche und billige mechanische Uhren wie 
heutigestags besaß, bildete die Theorie der 
Anfertigung von S. eine eigne, sehr wich 
tige astronomisch -geometrische Disziplin, 
die G n o m o n i k. Gegenwärtig haben S. 
wenig Wert mehr, da die genaue Zeit von 
den Sternwarten aus nach den verschie 
densten Orten auf telegraphischem Weg 
übermittelt wird, so daß man auf diese 
Art die Zeit mit einer Genauigkeit kennen 
lernt, die bei S., auch wenn man die Tei 
lung weiter fortsetzt, als oben angegeben 
ist, nicht entfernt zu erreichen ist. Bezüg 
lich weiterer Konstruktionen verweisen wir 
auf die Schrift von S o n n d o r f e r: »Theo 
rie und Konstruktion der S.auf Ebenen, Ke 
geln, Cylindern und Kuaelflächen« (1864). 
Bei den ältesten S., deren sich die Chal 
däer , Griechen, Römer rc. bedienten, war 
der schattenwerfende Stab meist vertikal, 
also ein Gnomon (s. d.), und der Weg, 
den das Ende des Schattens beschrieb, 
war in zwölf gleiche Teile geteilt, ent 
sprechend den zwölf gleichen Stunden, in 
welche bei den Alten der Tag zerfiel. Der 
Schattenweg und die Einteilung mußten 
natürlich für verschiedene Zeiten verschie 
den sein, und man hatte daher eine größere 
Anzahl solcher Linien zu verzeichnen. Als 
Auffangfläche diente in den frühsten Zei 
ten häufig eine oben offene Halbkugel, so 
daß die Sonnenuhr, die bei dieser Anord 
nung den Namen Heliotropion führte, 
genau mit dem zur Messung von Zenith 
distanzen der Sonne dienenden, unter dem 
Namen Skaphe ls. d.) bekannten Instru 
ment übereinstimmte. Außer dem Gno 
mon war aber auch vereinzelt die Sonnen 
uhr mit einem nach dem Pol gerichteten 
Zeiger unter dem Namen Polos im Ge 
brauch, die nachher bei den Arabern all 
gemeiner üblich wurde und durch sie zu 
dem christlicheu Abendland gelangte. 
Man hat auch schon früh S. konstruiert, 
die auf einem andern Prinzip als die vor 
stehend beschriebenen beruhen. Zwischen 
der Höhe h der Sonne, dem Stunden 
winkel t und der Deklination 4 derselben 
und der geographischen Breite cp des Beob 
achtungsorts besteht nämlich die Gleichung 
(vgl. Höhe). 
sin h = sin cp sin 4 cos cp cos 4 cos t, 
aus welcher man t berechnen kann, wenn 
man h beobachtet hat, cp und ä aber kennt. 
Die Berechnung kann indessen durch ein 
graphisches Verfahren ersetzt werden. Zu 
dem Zweck sind an dem Instrument, das 
zunächst nur zur Messung der Sonnen 
höhe dient, gewisse Linien gezeichnet, und 
wenn man dasselbe vorher auf Deklina 
tion der Sonnen- und Polhöhe eingestellt 
hat, so kann man sofort, sobald man das 
daran angebrachte Visier auf die Sonne
	        
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