Spektrum (Spektroskope). 475
solchen Prismen solche Winkel geben, daß
sie zwar keine Ablenkung, wohl aber Far
benzerstreuung geben. Zwei solche Pris
men geben natürlich nur eine geringe
Farbeuzerstreuung, weshalb man zur
Erlangung eines deutlichen Spektrums
mehrere solcher Paare hintereinander stellt.
Bei lichtschwachen Objekten, schwächer!!
Sternen rc., würde zu wenig Licht durch
den Spalt des Kollimators gehen, wollte
man letztern direkt auf das Objekt richten.
Man setzt in diesem Fall das Spektroskop
an das Okularende eines großen Fern
rohrs, so daß der Spalt in den Brenn
punkt des Objektivs zu stehen kommt.
Statt des Spalts oder mit demselben zu
sammen wendet man auch eine Cylinder
linse an, welche das punktförmige Bild
eines Sterns zu einer Lichtlinie auszieht.
Um das S. eines Sterns mit dem eines
andern Körpers vergleichen zu können, hat
daS Spektroskop eine Einrichtung, welche
es ermöglicht, beide Spektren gleichzeitig
zu beobachten, indem das eine S. den
obern, das andre den untern Teil des
Gesichtsfelds einnimmt. Zur Verblei
chung wendet man gewöhnlich das S. eines
verdünnten Gases an, das in einer Glas
röhre (sogen. Geißlerschen Röhre) einge
schlossen ist und durch den elektrischen
Strom ins Glühen gebracht wird. Ferner
sind Vorrichtungen vorhanden zur genauen
Messung der Lage der einzelnen Linien und
zur Bestimmung der Ablenkung, aus wel
cher sich dann wieder die Wellenlänge der
selben ergibt. Der letztern, ausgedrückt in
Milliontel-(oder auch in Zehnmilliontel-)
Millimetern, bedient man sich gewöhnlich
zur Bezeichnung der Lage der einzelnen
Teile im S. Bisweilen wendet man auch
die sogen. K ir chh off sche Skala an. Es ist
dies eine Millimeterskala, die Kirchhofs sei
ner Abbildung des Sonnenspektrums bei
gegeben hat, und mit deren Hilfe man sehr
einfach die Lage einer Linie in bezug auf die
Linien desSonnenspektrümsangebenkann.
Das S. eines leuchtenden Körpers ist
verschieden nicht nur je nach seiner chemi
schen Beschaffenheit, sondern auch je nach
dem Zustand, in welchem er sich befindet.
In letzterer Hinsicht unterscheidet man
dreierlei Spektren.
1) Geht das Licht von einem glühenden
festen oder tropfbar-flüssigen Körper aus,
ohne dann durch ein absorbierendes Mittel
zu gehen, so ist das S. kontinuierlich, d. h.
es besteht aus einer stetigen Folge verschie
dener Farben ohne helle oder dunkle Linien.
2) Das S. eines glühenden Gases be
steht aus einer Anzahl isolierter Heller
Linien oder Streifen (Banden).
3) Geht das von einem glühenden festen
oder tropfbar-flüssigen Körper ausgehende
Licht durch ein glühendes Gas, eine Gas
oder Dampfatmosphäre von niedrigerer
Temperatur als der ersterwähnte Körper,
so erscheint ein S., das mit dunkeln Linien
durchzogen ist, die an denselben Stellen
auftreten, an denen das S. des Gases
allein helle Linien zeigt. Ein solches S.
heißt einAbsorptionsspektrum, weil
es durch die Absorption erzeugt wird,
welche die Gaöatmosphäre auf das von
dein glühenden festen oder flüssigen Kör
per kommende Licht ausübt. Diese Ab
sorption erstreckt sich aber nicht gleichmäßig
auf alle Arten von Strahlen, sondern nur
auf gewisse, sie ist s e l e k t i v (auswählend).
Für diese Auswahl gilt das von Kirchhofs
gefundene Gesetz, daß jedes glühende Gas
ausschließlich die Strahlen von der Brech
barkeit derer, die es selbst aussendet, durch
Absorption schwächt und dies um so mehr,
je Heller die von ihm selbst ausgesendeten
sind. Es muß demnach das S. eines
glühenden Gases umgekehrt werden, d. h.
es müssen an Stelle der hellen Linien des
Gasspektrums dunkle treten, wenn durch
dasselbe Strahlen einer Lichtquelle traten,
die hinreichend hell ist und an sich ein
kontinuierliches S. gibt. Gesetzt, das kon
tinuierliche S. erstrecke sich von einer
Stelle A bis zu einer andern 6, und das
Gasspektrum enthalte an der dazwischen
gelegenen Stelle B eine helle Linie, so
wird man von A bis B und ebenso
von B bis C das kontinuierliche S. des
glühenden festen oder flüssigen Körpers
sehen; an der Stelle B aber wird ein
größerer Teil des Lichts dieser Quelle von
der Gasatmosphäre absorbiert (und in
Wärmestrahlen umgewandelt), an die
Stelle desselben tritt aber das Licht des
GaseS. Ist nun letzteres weniger hell, so