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Sternschnuppen (Häufigkeit, Spektrum, Bahnen).
Die Häufigkeit der S. ist nicht nur
im Lauf des Jahrs, sondern auch niit
den Stunden der Nacht wechselnd. Jul.
Schmidt gibt auf Grund langjähriger
Beobachtungen (1852—76) als Mittel
wert für die stündliche Häufigkeit für
einen Beobachter zehn. Die stündliche
Häufigkeit ändert sich vom Zannar bis
mit Juni nur wenig und erreicht nicht
sieben, im Juli und August aber nimmt
sie rasch zu und erreicht im August das
absolute Maximum (19,a); im Septem
ber nimmt sie ab, steigt aber in den letzten
drei Monaten, abgesehen von den großen
Novemberströmen, wieder auf dasDopPelte
des Betrags in der ersten Jahreshälfte.
Das allgemeine Minimum (5,7) fällt auf
den Februar. Im Lauf eines TagS tritt
der Mittelwert der stündlichen Häufigkeit
in der Stunde von lf—12 Uhr, das
Maximum aber früh gegen 3 Uhr ein.
Die Helligkeit der S. ist meist nicht
sehr bedeutend; nach D e n n i n g finden sich
unter den von Heis, Schiaparclli u a.
beobachteten 2,8 Proz. heller als 1. Große,
11,9 Proz. von 1., 20,2 Proz. von 2.,
26,2 Proz. von 3., 38,9Proz. von 4. Größe
und darunter. Außer den mit bloßem
Auge sichtbaren lassen sich aber auch fast
in jeder Nacht mit lichtstarken Fernrohren
(Kometcnsuchern) zahlreiche teleskopischc
S. bis herab zur 8. und 9. Größe er
kennen; ja nach Schmidt», a. werden
solche selbst als feine schwarze Punkte rasch
über die Sonne ziehend gesehen. Übrigens
ist die Helligkeit nicht mit der Nachtstunde
veränderlich, wohl aber mit der Jahres
zeit. Schmidt fand Maxima (4.09 Größe)
im August und November, ein Minimum
im Februar (4,8 Größe).
Die Farbe ist meist weiß, seltener
orange oder rot. Nach Schmidt scheinen
die weißen Meteore die kürzeste Dauer zu
haben; er hat nämlich als Mittel für die
selbe bei weißen S. 0,746 Sekunden, bei
gelben 0,983, bei roten 1,027 und bei grü
nen 1,973 Sek. berechnet.
Das Spektrum der S. ist unter
anderm von N. v. K o n k o l y in O-
Gyalla untersucht worden. Bei einer
großen Anzahl gab der Kern ein konti
nuierliches Spektrum, in welchem je nach
Färbung des Meteors die gelbe oder grüne
Farbe vorherrschend war; Violett fehlte
stets, Indigo wurde selten, Rot nur bei ro
ten S. beobachtet. Sehr mannigfaltig war
das Spektrum der Schweife: bei den gel
ben S. enthielt es nur die Natriumlinie
(die überhaupt immer vorhanden zu sein
schien), bei grünen die des Magnesiums,
bei roten die des Strontiums. Bei einigen
Meteoren von mehr als Venusgröße blieb
der Schweif 30—40, bei einem sogar
156 Sekunden sichtbar, und im letztern
Fall enthielt das Spektrum, das 30 Se
kunden lang beobachtet wurde, außer den
Linien des Natriums und Magnesiums
noch eine Anzahl heller Banden besonders
im Grün und selbst im Blau, welche Kon-
koly auf schwere Metalle deutet.
Die Anfangshöhe der S. beträgt
nach Heis durchschnittlich 105—112 km,
die Endhöhe 70—75 km. Nicht immer
sind die hellsten S. uns am nächsten, viel
mehr hat Heis unter den von ibm beob
achteten S. 1. Größe solche mit End
höhen von 105, 120,165, 240 und 285
km gefunden, während allerdings andre
derselben Größenklasse in weit geringern
Höhen bis herab zu 30 km beobachtet
wurden.
Die Geschwindigkeit der S. in
den obern Regionen der Atmosphäre ist
meist infolge der ungenauen Kenntnis der
Zeitdauer ihrer Sichtbarkeit ziemlich un
zuverlässig. Heis hat Geschwindigkeiten
von 38—45 km in der Sekunde, doch auch
solche von 7V* km berechnet bei Bahn
längen von 150 — 225 km bis herab zu
30 km. Die Bahnen innerhalb unsrer
Atmosphäre erscheinen meist geradlinig;
doch kommen auch wellenförmige und, wie
wohl selten, gebrochene, geknickte, zurück
kehrende Bahnen vor. Solcher außerge
wöhnlichen Bahnen hat Heis bei 15,207
in den Jahren 1833—75 beobachteten S.
74 verzeichnet. Über Bestimmung der
Höhe der S. vgl. Feuerkugeln, S. 143.
Was nun die Erklärung der Erschei
nungen anlangt, welche uns die S. bie
ten, so haben wir uns in letztern ebenso
wie in den Feuerkugeln kleine Körper zu
denken, die aus dem Weltraum in die At
mosphäre unsrer Erde gelangen. Wir müs-