Full text: Lexikon der Astronomie

Sternschwanken. 497 
September bis Februar gefunden wer 
den. Wahrscheinlich brechen Vögel, welche 
Frösche gefressen haben, diese Gallertmas 
sen aus, nachdem sie im Magen zu be 
trächtlicher Größe angeschwollen sind; we 
nigstens ist beobachtet worden, daß Raben, 
die sich überfressen haben, eine gallertartige 
Masse hervorwürgen. Bei dem häufigen 
Vorkommen solcher Gallertmassen wird 
man aber, zumal Naben nur gelegentlich 
Frösche fressen, auch an andre Vögel zu 
denken haben, und da mehrfach vom Nie 
derfallen solcher Massen zur Nachtzeit be 
richtet wird, so würde besonders die Wild 
ente in Frage kommen. Ob nun das Aus 
werfen dieser Massen immer durch den 
Schnabel, nicht auch durch den After er 
folgt, ist unentschieden; ebenso ist das 
schwache Leuchten, was man mehrfach an 
der S. beobachtet haben will, weder sicher 
konstatiert, noch erklärt. Vgl. die Auf 
sätze von Cohn und Galle in den »Ab 
handlungen der Schlesischen Gesellschaft 
für vaterländische Kultur. Abteilung für 
Naturwissenschaft und Medizin« (1868— 
1869). 
Stcrnschwanken nennt man die Er 
scheinung einer raschen, auf und ab. bis 
weilen auch hin und her gehenden schein 
baren Bewegung der Sterne. Zum ersten 
mal wurde das S. beobachtet von Alexan 
der v. Humboldt. Als derselbe sich 22. 
Juni 1799 vor Sonnenaufgang am Ab 
hang des Piks von Tenerifsa im Mal- 
pays, etwa 3900 m ü. M., befand, 
sah er sowohl mit bloßem Auge als auch 
durch das Fernrohr tief stehende Sterne 
in einer wunderbar schwankenden Bewe 
gung. Leuchtende Punkte stiegen aufwärts, 
bewegten sich seitwärts und fielen an die 
vorige Stelle zurück. Das ganze Phäno 
men dauerte nur 7—8 Minuten und hörte 
lange vor dem Erscheinen der Sonnen 
scheibe am Meereshorizont auf. An dersel 
ben Stelle wurde die Erscheinung fast ein 
halbes Jahrhundert später, 9. Aug. 1842, 
vom Prinzen Adalbert von Preußen 
ebenfalls vorSonnenaufgang wieder wahr 
genommen. Dicht über dem rosenfarbe 
nen Saum der Morgenröte bemerkte der 
selbe einen Stern, der eine ruckweise schnelle 
Bewegung in horizontaler Richtung zeigte. 
Astronomie. 
Als der Prinz seine Gefährten auf dieses 
Phänomen aufmerksam niachte, sahen sie 
es in gleicher Weise. Durchs Fernrohr 
betrachtet, wurden aus dem einen Stern 
zwei, die durch einen geschlungenen Schweif 
verbunden waren. Auch andre Sterne 
zeigten im Fernrohr ein schwaches, mit 
bloßem Auge nicht mehr erkennbares 
Schwanken. Sehr auffällige Schwan 
kungen wurden am Abend des 20. Jan. 
1851 zwischen 7 und 8 Uhr, vor Aufgang 
des Mondes, zu Trier von dem damali 
gen Oberprimaner des dortigen Gymna 
siums, Keune, und dem Sattlermeister 
Thugutt sowie der Familie des letztern 
an dem in der Nähe des Horizonts stehen 
den Sirius beobachtet. Der Stern ging 
bald auf-, bald abwärts, bald nach rechts, 
bald nach links; bisweilen schien er sich im 
Kreis zu bewegen. Diese Bewegungen 
wurden etwa eine halbe Stunde lang 
wahrgenommen und erschienen allen Be 
obachtern immer in gleicher Weise. Keune 
hatte den Kopf fest an eine Mauer gelehnt 
und sah so den Sirius bald hinter dem 
Dach eines benachbarten Hauses verschwin 
den, bald wieder zum Vorschein kommen. 
Auch schien der Stern an Glanz bald ab-, 
bald zuzunehmen, bisweilen sogar auf 
Augenblicke zu verschwinden. Wie Heis 
berichtet, wurde die Erscheinung auch 6. 
Sept. 1859 von mehreren Personen in der 
Nähe von Wesel am Stern Algenib im 
Perseus wahrgenommen. 
Genauere Untersuchungen über das S. 
hat der Astronom Schweizer angestellt. 
Seiner Angabe nach ist dasselbe gar nicht 
selten, vielmehr hat er selbst sowohl als 
jeder, den er darauf aufmerksam machte, 
derartige Bewegungen jederzeit an hel 
len Sternen in jeder Zenithdistanz wahr 
genommen, sobald sie dieselben längere 
Zeit hindurch mit unbewaffnetem Äuge 
und ohne Benutzung einer festen Visier 
linie unverwandt betrachteten, während 
gleichzeitig ein feststehender Gegenstand 
durch indirektes Sehen wahrgenommen 
wurde. Durch Vergleichung mit dem letz- 
tcrn wurden die Bewegungen sichtbar. 
Am stärksten trat die Erscheinung in hel 
len, sternklaren Nächten auf, besonders 
wenn der zur Vergleichung dienende Ge- 
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