Full text: Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik

Reihe abschließen. Daher die Umstellung an der südlichen Halbreihe. 
Bildabsicht für die Konsolen. Das Ergebnis der Unter— 
suchung muß hier, um Wiederholungen zu vermeiden, vorangestellt 
werden. In der Mitte ist der „Fürst dieser Welt“. Auße 25 L 
der Kixche ist die Welt, drinnen das Gottesreich (chot— 
tentor, S. 41, f.). Dieser Gedanke beherrscht die Portalbauplaͤstik des 
Mittelalters. Je drei Männerköpfe zu beiden Seiten bedeuten die sechs 
Weltzeitalter (Sauer, S. 73; Molsdorf, Nr. 1109, 1141; Bergner, S. 
561). Dazwischen sind Bildkonsolen, von denen die an den Eden auch 
dem Abwehrzwecke dienen sollten, die zwei beiderseits vom Fürsten auf 
ihn bezug haben, eine weitere als Ergänzung anzusehen ist. Von Nor— 
den nach Süden folgen: 
1. Am nördlichen Anstoßwinkel zur Fassade des Kirchenbaus 
Adam, ein männlicher Kopf, Repräsentant des ersten Weltalters. 
2. An der Nordwestkante zwei in einander verschlungene Drachen 
(Tietze, Abb. 29). Das Paar bedeutet, wenn kein Unterschied angezeigt 
ist gewöhnlich eine Vielzahl; es sind die höllischen Nachtdämonen ge— 
meint; es ist ein Trutzbild gegen Norden, wider Nacht und Hölle. 
3. Nose, ein Kopf bis zur Unkenntlichkeit zerstört, zweites Weltalter. 
4. Zwei Vögel, die ihre (zerstörten) Köpfe zusammen führen, das 
Motiv der leichtsinnigen Lebenslust; die Schwänze biegen sich ein zum 
Maul eines großen Tierkopfes: der Tod bedroht unabwendbaär das Le— 
ben, er wird die Vögel einfangen und verschlingen (Tietze, Abb. 30; 
vergl. das dritte Kapitell der nördlichen Säulenreihe am Riesentor). Es 
könnte eine Beziehung zu Noe bestehen, nach Matth. 24, 37.,Wie es zu 
Noes Tagen war, so wird es auch bei der Aukunft des Menschensohnes 
sein“. Die Menschen leben leichtsinnig, bis sie der Tod hinwegrafft. 
(Siehe Sauer, S. 351, der Lebensbaum im Bogenfeld vom Baptiste- 
rium zu Parma, wo der Jüngling im Gezweige Honig nascht, während 
Mäuse die Wurzeln des Baumes benagen und der Drache Tod den 
Sturz des Jünglings erwartet.). 
5. Abraham. Sein Bart hat Ahnlichkeit mit Nr. 10, dem babylo— 
nischen Weltalter; er bezeichnet das dritte Weltalter (Tietze, Abb. 31). 
6. Eine kriechende, bekleidete Menschengestalt, die mit ihrer rechten 
Hand an ihren langen Spitzbart greift (Tietze, Abb. 37), ein Anbeter 
des „Fürsten dieser Welt“ nach Matth. 4 9: „Alles will ich dir geben, 
wenn du niederfällst und mich anbetest“ Die Hand am Bart bedeutet 
den Schwur zum Teufelsdienst (vergl. Schottentor, Schwören beim 
Barte, S. 44). Einer der vor der „Welt“ auf dem Bauche kriecht. 
7. Der Fürst dieser Welt', ein bartloser Kopf mit Krone auf 
gescheiteltem Haar (Tietze, Abb. 32). Es ist nicht begründet, diesen bart— 
losen Kopf für weiblich anzusehen. Die gleiche Haͤartracht aber haben 
die Männerköpfe Nr. 5, 9, 12 und andere romanische Männerbildniffe. 
Der Fürst dieser Welt erscheint in Herrlichkeit (Sauer, S. 868, 454; vgl. 
auch den Weltfürsten in der Vorhalle des Freiburger Münsters). 
8. Ein wegschreitendes Tier, wenn auch der Kopf fehlt, doch als Löwe 
zu erkennen, der unter seinen Pranken einen verzerrlen Menschentopf 
mit zackigen Zähnen hält; das ist der Lohn des Fürsten dieser Welt 
(Tietze, Abb. 838). Der Menschenkopf bedeutet einen Verdammten, der 
Löwe Tod, Teufel und Höllenwächter; Tod und Teufel sind dem Mittel⸗ 
alter ne — 
9). Daviind, ein männlicher Kopf mit langem Haupthaar und schön 
stilistertem Bart, viertes Wellalter (Tietze, Abb. 33). pth ic 
10. Nabuchodonosor, ein mänulicher Kopf mit volutenartig 
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