Full text: Des Ergänzungswerkes erster Band (9. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Dacyaner Banken, auhwolSandbanfen, hiegendieSchwindel= 
inſtitute, welche zuerſt u. vorzugSweife in München 1870— 72 ihre 
unheilvolle Thätigkeit entfalteten, gleichzeitig aber u. auch |päter nocd) 
an andern Orten in größerm od. kleinerm Umfange in Scene zu ſehen 
verſucht wurden. Jhre Entſtehung war folgende. Adele Spibeder, 
eine Schaufpielerin von zweifelhaften Nufe, aber unzweifelhafter 
Talentlofigfeit u. in dringenden Geldnöthen befangen, erließ 1869 in 
Münchener u. andern Blättern Snferate, in denen unter Verſprechen 
foloſſaler Zinſen kleinere, mit der Zeit auh bedeutendere Darlehen ge= 
ſucht wurden. Duxch den in Ausſicht geſtellten Zinsſaß, durchſchnittlich 
etwa 100°/,, angelo>t, ſtellten ſih derSchwindlerin zahlreiche u. bald 
immer größere Summen bildende Kapitalien zur Verſügung; nam. 
waren es die mittlernu. untern Stände, wie kleine Beamte, Handwerker, 
Arbeiter, Dienſtboten 2c., die ihre Spar- u. Nothpfennige in der ver- 
meintlich fo vortheilhaften Kapitalanlage bei der Spibeder unter- 
brachten. Lebtere deckte mit den ihr in immer viefigern Brogreffionen 
zuftrömenden neuen Darlehen pünktlich die fälligen „ Zinſen “ der 
frühern, ja mit der Zeit lieh ſie nun auch ihrerſeits Gelder gegen Wechſel 
u. foloſſale Wucherzinſen aus, Geſchäfte, mit denen einerſeits Häuſer- 
ſpekulationen u. Erwerb von Grundbeſiß in größtem Maßſtabe, an- 
dererſeits aber Stiftungen für fromme od. gemeinnüßige Zwecke (wie 
z. B. die Errichtung von Volksküchen 2c.) Hand in Hand gingen. Nam. 
auch durch das häufige Arrangement von Wallfahrten nah geweihten 
Stätten, mit denen freilich weniger heilige Landpartien mit ihrenVer- 
trauten u. ſehr profane nächtliche Orgien in ihrer mit fürftlicher Pracht 
eingerichteten Privatwohnung wenig harmonirten, verſtand es die 
Spißeder, die nebenbeiinihrer äußern ErfcheinungdiegläubigeChriftin 
affeftirte, fich der großen Menge gegenüber in eine Art von Ölorien- 
Geiſtlichen u. ſpißbübiſchen Advokaten Fräftigit unterjtüßt wurde. 
Vergeblich waren die Warnungen der ehrlichen Münchener Preſſe, im 
Gegentheil dienten alle vernünftigen u. fachlichen Aufflärungen, die 
von den Kanzeln herunter ſchleunigſt als böswillige VBerläumdungen 
gebrandmarft wurden, der Spißeder nur zur Reklame, bis dieſelbe 
endlich doch, allerdings erſt nach faſt 3jähr. Floriren des Geſchäfts, 
vom Geſchié ereilt wurde. Jm Nov. 1872 erfolgte das plößliche Ein- 
ſchreiten der Behörde u. die Verhaftung der Spibeder, die 1873 zu 
4jähr. Zuchthausf\trafe verurtheilt wurde. VonBuchführung war, wie 
die Unterſuchung ergab, keine Nede geweſen, die Konfuſion war gren- 
zenlos u. nur ſoviel wurde ſ{ließli< ermittelt, daß ca. Mill. Gulden 
Aftivis ca. 10 Mill. Paſſiva gegenüber ſtanden. Da fich jedoch unter 
feßteren noch dazu zahlreiche privilegirte Forderungen, wie Hypo- 
theken 2c. befanden, ſo blieb für die größte Mehrheit der Gläubiger nur 
ein Minimum zur Befriedigung übrig, u. endigte ſomit der in ſeiner 
Art einzig daſtehende Schwindel mit dem wirthfchaftlichen Ruin Tau- 
jender. Ein 1879 von der Spibeder, nach ihrer Entlaſſung aus dem 
Zuchthauſe, gemachter Verſuch, in München abermals ein dem ſrühern 
ähnliches Geſchäft in Scene zu ſehen, wurde durch polizeiliches Ein- 
ſchreiten kurzerhand erledigt, wie denn auch die ſhon erwähnten, ſeiner 
Zeit in München u. andern Orten begründeten Konkurrenzunternehmen 
an Umfang u. folglich auch an Gemeingefährlichkeit nicht entferntan die 
Spißeder\che Bank hinanreichten. — Ueber den Urſprung des Na- 
mens der „D. B.“ herrſcht Streit; nah den Einen wäre ex von der 
  
DachauerStraße in München, als dem Site des Spizeder ſchen Lokals, 
nach Andern von denBauern des Marktfle>ens Dachau unweit Mün- 
hens abzuleiten, welche als die erſten die Spißeder mit ihrer Kund- 
Ichaft beehrten. — Vergl. Gugl, „Die D. B.“ (Münch. 1872). 
Dachel, vollſtändiger Wah ed-Dachle (d.h. die innere Daſe), eine 
der 5 ägypt. Daſen der Libyſchen Wüſte, liegt unter 259 25'—250%50/“ 
nördl. Br. u. 29? —290% 35! öftl. L. v. Gr. etwa 3 Tagereiſen weſtl. 
von der Daſe el-Chargeh u. 4 Tagereiſen ſüdöſtl. von Farafrah. Sie 
bildet mit 100—138 m Sechöhe eine 200—300 m tiefe, durch arte- 
ſiſche Brunnen gut bewäſſerte Einſenkung, die gegenS. mitDünen all- 
mählich anſteigt, im N. von einem mehrfah ausgebuchteten Steilrand 
umſchloſſen wird. Während ringsum kahler weißer Kalkfels (zur obern 
Kreideformation gehörend) od. öde Dünenzüge, Sand- u. Steinflächen 
die Wüſtenlandſchaſt bilden, prangt die Daſen-Niederung im Grün der 
Palmengärten u. der Getreidefelder. Dieſes auf 50—100 gkm ge- 
\häßte Kulturland zerfällt je nah der Zahl der zur Bewäſſerung die- 
nenden Brunnen in mehrere größere u. kleinere, dur<h Wüſtenboden 
getrennte Markungen, die, ihrerſeits wieder in vielekleine, dur<h Lehm- 
mauern u. Dornenhecken geſchiedene Beſißungen getheilt, das typ. Bild - 
der VDaſenkultux darſtellen. Jn demſelben herrſcht vor allem die Dattel- 
palme vox, neben welcher an zweiter Stelle die Suntafazie (Acacia 
nilotica) al3 ebenfalls charakteriftiichzuerwähnenift. Vereinzelttreten 
die Dompalme, der Delbaum, die Feige, Banane, Aprikoſe, Maulbeere, 
Sykomore, Granate 2c. auf, reichlicher dagegen die Orangen- u. Citro- 
nenbäume. VonFeldſrüchten werden in denWintermonaten, die in der 
Temperatur ziemlich dem mitteleuropäiſhen Sommer gleichen, Weizen 
u. Gerſte, in der Sommerhiße Reis u. Durrah gebaut. Jn kleineren 
Mengen gewinnt man außerdem noh Linſen, Erbſen, Mais, Tabak, 
Indigo, Ricinusöl u. Baumwolle. Jm Allgemeinen ſtimmt die Vege- 
tation, nam. im Unkraut, mehr mit der des Mittelmeer-Gebietes, als 
mit jener des Nil-Thales überein, woraus auf eine Kultivirung der Daſe 
von der Nordküſte Afrikas her geſchloſſen werden kann. Inmitten 
eines faſt regenloſen Gebietes gelegen, verdanken dieſe u. die anderen 
Oaſen ihren Pflanzenwuchs u. damit ihre Bewohnbarkeit dem uner- 
Ihöpflichen Wafjervorrath, der in einer Tiefe von 40—100 m ſih 
vorfindet u. mittels hydroſtatiſchen od. auh Schichtendruckes durch die 
in den überlagernden Kreidemergelnu. Sanditeinen abgeteuften Bruns 
nenſchachte zum Abfluß an die Oberfläche gelangt. Das Waſſer iſt 
eiſenhaltig u. zeigt eine Temperatur von 36 C. Man gräbt dieBrun- 
nen an möglichſt hochgelegenen Punkten u. bewäſſert alsdann die 
terraſſenförmig angelegten Felder mittels kleiner Gerinne. Das über- 
\chüſſige Waſſer ſammelt ſich an den tieſſten Stellen der Niederung zu 
Salzſümpſen an, deren Dünſte weſentlich zur Ungefundheit der Dafen 
mit beitragen. Bei dem Mangel an Weidepläßen iſt der Viehſtand ein 
ſehr beſchränkter; er umfaßt in D. nur Eſel, wenige Rinder der braunen 
ägypt. Naſſe, Schafe, Ziegen, Hühner u. etwa 2 Dußend unanſehnliche 
Pferde, während Kameele ganz fehlen, angebli<h wegen des Vorkom- 
mens einer ihnen gefährlichen giftigen Fliege. Unter dieſen Umſtänden 
giebt es in D. auch keine Beduinen. Die auf 17 000 Köpfe geſchäßte 
Bevölkerung lebt faſt aus\chließli< vom Bodenbau u. beſteht, von we- 
nigen berber., nub. u. arab. Elementen abgeſehen, zum größten Theil 
aus Nachkommen der alten Aegypter. Von der Kulturherr\ſchaft der 
leßteren finden jich noch mancherlei Spuren, u. a. eine Tempelruine,
	        
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