Full text: Kepler. Galilei

—«1 108 g»— 
Galilei dem Monsignore Dini anlag, er möge doch darauf 
achten, daß die richtige Lesart, und nicht etwa eine unter 
schobene, Verbreitung fink 82 ). Jedenfalls wurde durch diese 
loyale Erklärung dem Minenkriege, der schon längere Zeit 
gegen den kühnen Philosophen losgebrochen war, kein Einhalt 
gethan. Die Pisaner Aristotelikcr hetzten gegen ihren ihnen 
so weit über den Kopf gewachsenen ehemaligen Schüler 88 ), 
und im Palaste des Erzbischofs von Florenz bildete sich eine 
ganze Camarilla gegen den unbequemen Emporkömmling her 
aus^). Galilei wußte davon, glaubte aber zu fest im Sattel 
zu sitzen, als daß er von den Dunkelmännern etwas zu be 
sorgen hätte, und behandelte in einem Briese an seinen in 
Rom wohnenden Freund, den Principe Cesi, seinen Haupt 
widersacher, den P. Lorini, überaus geringschätzig^). Ver 
stehe doch derselbe so wenig von Sternkunde, daß er den Be 
gründer der Lehre von der Erdbewegung „Ipernic“ genannt 
habe. Bald jedoch wurde er belehrt, daß die Ungeduld der 
Gegner auch schon die Öffentlichkeit nicht mehr scheuen zu 
müssen glaubte. 
Im Jahre 1614 hielt der Dominikanerpater Caccini in 
der Kirche Santa Maria Novella zu Florenz Missionspredigten 
ab; an einem Novembersonntage kam er aus die Frage zu 
sprechen, ob eine doppelte Auslegung der Schrift, eine wört 
liche und eine freiere, zulässig sei, und, wie sich von selbst 
versteht, ließ er nur die erstere der beiden §u 85 ). Zum Be 
lege mußte ihm die ketzerische Anschauung Galileis dienen, 
welchen er sogar mit den freilich sehr wenig angebrachten Bibel- 
worten ..Viri G-alilaei, quid statis aspicientes in coelum“ 8G ) 
apostrophieren wollte. In den gebildeten Kreisen machte dieser 
vom Zaune gebrochene Angriff gegen einen der geachtetsten 
Männer böses Blut, und ein anderer Dominikaner, P. Marassi, 
der übrigens nicht Ordensgeneral war, wie fälschlich an 
genommen wurde 8r ), schrieb an Galilei 88 ), dieser werde ihn 
wohl nicht für „tutte le bestialità“ verantwortlich machen,
	        
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