Full text: Kepler. Galilei

I li liis 
i 
I 
-M v 
'i»J3 
'! IH 
m 
Hil 
m i 
halten von nun an ganz bestinunte mtb klar gekennzeichnete 
Schranken gesetzt sein sollten. Und damit er darüber ja nicht 
im Zweifel sei, erhielt der Kardinal Bellarmin den Auftrag, 
dem Gaste, den man so bequenl nicht wieder nach Rom zu 
bekommen hoffen durfte, die gefällte Sentenz mitzuteilen und 
in unmißverständlicher Weise auszulegen. Man verfuhr inso 
fern milder, als inan den schon eingeleiteten Jnquisitionsprozeß 
niederschlug und auch keinen Widerruf verlangte, sondern sich 
eben damit begnügte, die Unvereinbarkeit der copernicanischen 
Lehre mit dem kirchlichen Dogma in aller Form auszusprechen. 
Welches aber die näheren Umstände waren, unter welchen die 
Bekanntgabe des Spruches an Galilei erfolgte, das wird 
durch die aus uits gekommenen Aktenstücke in Zweifel gelassen, 
und zwar ist die Unsicherheit eine derart große, daß sich die 
schwersten Bedenken darüber, ob späterhin gegen Galilei in 
aller Form Rechtens vorgegangen wurde, daran knüpfen 
müssen 120 ). Mit diesen Dokumenten hängt eben auf das engste 
zusammen der im engeren Sinne so zu nennende Prozeß, 
welcher sechzehn Jahre daraus zu deni bekannten, traurigen 
Ausgange führen sollte, und welcher in früherer wie späterer 
Zeit so viele Federn in Bewegung gesetzt hat'^). 
Zunächst liegt uns die erwähnte notarielle Auszeichnung 
vor, laut welcher Bellarmin vom Papste selbst den Befehl 
erhalten hatte, Galilei kommen zu lassen und ihn von weiterer 
Verteidigung der für irrig erklärten Lehre abzumahnen; falls 
derselbe sich weigere, so solle ihm vor Notar und Zeugen die 
ausdrückliche Verpflichtung, im angegebenen Sinne zu handeln, 
auferlegt werden; und wenn er auch jetzt noch nicht gehorche, 
so sei er ins Gefängnis zu schicken. Auf dem gleichen Blatte 
des Aktenfaszikels verzeichnet derselbe Notar den Hergang, 
wie er sich tags darauf (26. Februar 1616) wirklich abspielte. 
Danach hat die Verwarnung Galileis in Bellarmins Hause 
und in Anwesenheit eines gewissen Seghitius und zweier 
„Familiären" des Kardinals wie des Notars — also sofort
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.