Till
Jlßhi
Was die Lehrmethode betrifft, so habe ich ihr dieselbe
Strenge zu geben gesucht, welche man in der Geometrie
verlangt, so daß ich niemals zu Beweisgründen meine Zu
flucht genommen habe, welche von der algebraischen Allge
meingiltigkeit hergenommen sind. Beweisgründe dieser Art,
obgleich man dieselben gewöhnlich, und besonders beim
Uebergange von den convergirenden zu den divergirenden
Reihen und von den reellen Größen zu den imaginaren
Ausdrücken, zuläßt, dürfen meiner Meinung nach nur als
Jnductionen angesehen werden, welche zuweilen die Wahr
heit errathen lassen, sich jedoch wenig mit der so gepriesenen
Genauigkeit in den mathematischen Wissenschaften vertragen.
Es verdient bemerkt zu werden, daß dergleichen Jnductionen
dazu verleiten, daß man den algebraischen Formeln eine
unbestimmte Ausdehnung gibt, wahrend dieselben, beim
Lichte besehen, größtentheils nur unter gewissen Bedingun
gen gelten, und für gewisse Werthe der in ihnen enthal
tenen Größen. Dadurch, daß ich diese Bedingungen und
Werthe, so wie auch die Bedeutung der Zeichen, deren ich
mich bediene, genau bestimme, hebe ich alle Ungewißheit
auf, und die verschiedenen Formeln bieten alsdann nur noch
Relationen zwischen den reellen Größen dar; Relationen,
welchen man leicht Genüge leisten kann, indem man nur
für die Größen Zahlen zu substituiren braucht. Freilich
habe ich, um diesen Principien beständig treu bleiben zu
können, mich genöthigt gesehen, mehrere Sätze gut zu hei
ßen, welche vielleicht auf den ersten Anblick etwas hart
scheinen werden. So z. B. behaupte ich im sechsten Capitel,
daß eine divergirende Reihe keine Summe hat;
im siebenten Capitel, daß eine imaginäre Gleichung
nichts weiter als eine symbolische Darstellung
zweier Gleichungen zwischen reellen Größen ist;
im neunten Capitel, daß, wenn in einer Function ent
haltene Conftanten oder Veränderliche, welche
zuvörderst als reelle Größen betrachtet wurden,
imaginär werden, die Bezeichnung, mittelst