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Vorlesung XXXI.
Nukleoproteide. Nukleinsäuren und ihre Bausteine.
bei der Besprechung des Vorkommens der Eiweißstoffe erwähnten
wir, daf in den Zellen Eiweifüverbindungen enthalten sind. Sie bestehen
aus Eiweifstoffen und ferner einem Anteil, der in keiner direkten
Beziehung .zum Eiweif steht. Eine derartige Klasse von Verbindungen
stellen die sogenannten Nukleoproteide dar. Sie sind in der Tier-
und Pflanzenwelt außerordentlich verbreitet. Es gibt wahrscheinlich nur
wenige Zellen, die nicht Nukleoproteide enthalten. Sie sind nämlich am
Aufbau der Zellkerne beteiligt. Fehlen diese, dann kommen, soweit unsere
Kenntnisse reichen, auch die genanhten Proteide nicht vor. Sie sind zu-
erst von Miescher*) aus den Kernen der Kiterzellen gewonnen worden.
Später dienten die verschiedensten Organe zur Darstellung von Nukleo-
proteiden. Sie werden vorliufig nach ihrer Herkunft benannt. So spricht
man von Pankreasnukleoproteiden, Thymusnukleoproteiden usw.
Ein sehr gutes Ausgangsmaterial zur Gewinnung dieser Proteide stellen die
kernhaltigen roten Blutkörperchen der Vögel, Reptilien und Amphibien dar.?)
Ferner bestehen die Spermatozoénkópfe?) fast ganz aus Nukleoproteiden.
Die Nukleoproteide stellen weiße Pulver dar. Sie lösen sich in Alka-
lien. In Wasser und Salzlösungen sind sie wenig löslich. Die wässerige
Lösung reagiert sauer. Wir können die Nukleoproteide als solche nicht
so genau charakterisieren, daß sie ohne weiteres an ihren Eigenschaften
erkannt werden könnten. Vor allem vermögen wir nicht den Beweis zu
führen, daß irgend ein Nukleoproteid im genuinen Zustande zur Beobach-
tung gekommen ist. Um sie zu gewinnen, sind meistens ziemlich eingrei-
fende Methoden nötig. Es müssen die Kerne zerstört werden. Dann erfolgt
ihre Abscheidung durch Säuren oder durch Aussalzen. Ohne Zweifel sind
die Nukleoproteide hochmolekulare Verbindungen. Sie enthalten nicht nur
YY Fr. Miescher: Hoppe-Seylers mediz.-chem. Untersuchungen. H. 4. 441 (1871).
Vgl. auch die histochemischen und physiologischen Arbeiten von Friedrich Miescher.
F. C. W. Vogel. Leipzig 1897.
?) Vgl. P. Plósz: Hoppe-Seylers mediz.-chem. Untersuchungen H. 4. 451 (1871).
— F. Hoppe-Seyler: Ebenda. H. 4. 486 (1871).
?) F. Miescher: Verhandl. d. naturf. Gesellsch. zu Basel. 6. 138 (1874); Arch. f.
experim. Path. u. Pharmak. 87. 100 (1895). — 4. Kossel: Zeitschr. f. physiol. Chem. 22.
176 (1896). — O. Schmiedeberg: Arch. f. experim. Path. u. Pharm. 43. 57 (1900). —
Vgl. auch Richard Burian: Ergebn. d. Physiol. 5. 768 (1906).
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