Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
644 XXXI. Vorlesung. 
ein Molekül Eiweib, sondern es sind in ihnen mehrere Eiweifanteile 
gebunden. War es schon bei den einfachen Eiweibkórpern ganz un- 
möglich, festzustellen, ob sie einheitlich sind, so stoßen wir erst recht 
auf große Schwierigkeiten, wenn für irgend eines der beschriebenen 
Nukleoproteide der Nachweis geführt werden Soll. daß eine chemisch 
reine Verbindung vorliegt. Die Möglichkeit, daß verschiedenartige Ver- 
unreinigungen, z. B. Proteine, bei der Ausfällung der genannten Proteide 
mitgerissen werden, liegt nahe. Ferner zeigen sich bei den Proteiden die 
gleichen. Erscheinungen, wie bei den Proteinen. Auch sie können infolge 
ihres Gehaltes an Eiweißstoffen denaturiert werden. Dabei ändern sich 
natürlich die Eigenschaften der ursprünglichen Anteile des Zellkernes. 
Die Nukleoproteide sind in erster.Linie durch ihren Ge- 
halt an Nukleinsäuren charakterisiert. Diese besitzen ganz charak- 
teristische Bausteine. Da es gelungen ist, aus den Nukleoproteiden durch 
Verdauung mit Magensaft einen von diesem nicht weiter spaltbaren Rest 
abzuspalten, während gleichzeitig Eiweiß in Pepton übergeführt wird, so 
nimmt man an, daß “die Nukleoproteide einen Eiweibkomplex besitzen, 
der locker in das ganze Molekül eingefügt ist, während ein zweiter Anteil 
mit der Nukleinsäure noch in Verbindung bleibt und das erwähnte, vom 
Magensaft übrig gelassene Produkt darstellt. Es ist Nuklein genannt 
worden. Vom Pankreassaft wird dieses in Nukleinsäure und Eiweiß 
gespalten. Dieses letztere wird dann unter Wasseraufnahme abgebaut. 
Das folgende Schema trägt diesen Beobachtungen Rechnung: 
Nukleoproteid Nukleoproteid 
| \ RR 
| \ Eiweiß Ewell] 
Y N Nur Nuklein 
Eiweif Nuklein oder besser : Nukleinsàure 
> 
E 
Eiweiß Nukleinsäuren 
Es ist fast sicher, daß dieses Schema die Zusammensetzung der 
Nukleoproteide nicht richtig wiedergil t Die Verháltnisse liegen nicht so 
einfach. Der Magensaft spaltet nicht nur Eiweiflanteile ab, sondern setzt 
wenigstens in: manchen Fällen auch Phosphors säure in Freiheit, Es ist 
unbekannt, ob nur ein Eiweißmolekül bei der Einwirkung des Pepsins frei 
wird, oder ob vielleicht mehrere Proteinanteile am sogenannten Nuklein 
sitzen. Die gleiche Frage nach der Zahl der Proteinmoleküle wiederholt 
sich bei derjenigen nach dem Aufbau des Nukleins. Nur eines ist sicher 
festgestellt worden, nàmlich, daf) am Aufbau der Nukleoproteide basische 
Proteine — Histone und Protamine — teilnehmen. Ob jedoch ‘auch mit 
diesen wiederum saure Eiweißkörper in Verbindung stehen, und damit die 
Mamie iiekeit des Aufbaus der Nukleoproteide noch weiter gesteigert 
wird, wissen wir nicht. Jedenfalls kennt die spa der Pro- 
teide in ihrer Verschiedenartigkeit keine Grenzen. Jede Zellart dürfte wohl 
über eigenartige, für sie und ihre Funktionen haratterististhe Nukleo- 
proteide verfügen. Erwáühnt sei noch, daf) diese Proteide nicht aschefrei 
erhalten werden. Einmal enthalten sie immer Phosphorsäure. Diese gehört, 
wie wir gleich vernehmen werden, zu den Bausteinen der Nukleinsäuren. 
Daneben trifft man immer auch auf andere Aschenbestandteile und
	        
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