Full text: Die Kartenwissenschaft (1)

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Die Landkarte und ihr Lageplan. 
Schaft so „weitläufig“ dar, „daß man in solchen alle Städte, große und kleine Flecken, 
Schlösser, Flüsse, ja Dörfer, Berge und Hügel, Schanzen und Pässe, Heiden und 
dergl. accurat gezeichnet findet, zum wenigstens der Situation nach eine ziemliche 
Richtigkeit siehet; z. B. die Landkarten von Frankreich, Spanien, Italien, Teutsch- 
land, Schweden und Polen sind Special-Charten und keine Particular-Charten, wie 
sie andere nennen wollen“. Auf den „Chartae Geographicis Specialissimis“ sind 
„nur kleine Territoria oder gewisse Dioecesen aufgerissen“; „z. B. Zürners Charte 
von der Superintendur Grossen-Hayn in Meissen, der Plan vom Schellen-Berge und 
Gegend Donawerth, wo Anno 1704 die Bayern und Franzosen geschlagen wurden“. 
Sicher ist es nicht, ob Gregorius der erste war, der eine solche Karteneinteilung 
brachte; Hauber spricht von gleichen Kartengruppen, nur hebt er bei den Spezial 
karten noch die Kreiskarten hervor. 1 Ho mann kam über kein anderes Einteilungs 
prinzip hinaus. In seinen Vorschlägen 1 2 1747 werden unterschieden: Mappa uni 
versalis = Halbkugelkarte; Mappa generalis = Weltkarte mit sämtlichen Welt 
teilen; Mappa particularis = Erdteilkarte und Karte größerer Ländergebiete; und 
Mappa speciales = Teile von Landkarten. 
Noch ein halbes Jahrhundert mußte vergehen, bevor die Karteneinteilung 
bewußt an den Maßstab angebunden wurde. Kein geringerer als der sächsische Major 
J. G. Lehmann hat auch hier den sichern Weg gezeigt. Unter den Maßstab 1 bis 
2 Millionen fallen die geographischen Karten, „die ihre Ortsbestimmungen durch 
gewisse geographische Linien unmittelbar auf die Oberfläche der Erde beziehen und 
die Gegenstände durch Sinnbilder andeuten“. Wenn sie von den geographischen 
Objekten nur soviel bringen, „als mit der erforderlichen Deutlichkeit abzulesen ist“, 
heißen sie Generalkarten. 3 Die Special- oder chorographischen Charten 
zeigen Provinzen oder Kreise eines Reiches oder Staates im Überblicke; sie haben 
den Maßstab 1 : 200000 bis 1 : 100000 und größer. Im Maßstabe 1 : 100000 lassen 
sich schon viele Naturobjekte in ihrer eigentümlichen Gestalt wiedergeben; solche 
Karten werden dann topographische Charten genannt. Karten im Maßstab 
1:20000 heißen spezielle topographische Charten. „Endlich wird der Maß 
stab von 1 : 10000 selbst in ökonomischen Zeichnungen das Abgrenzen der Feld-, 
Wiesen- und Waldgrundstücke gestatten. Über dieses Maß hinaus nehmen die Zeich 
nungen den Namen Plane oder Risse an.“ 
Was Lehmann vor reichlich hundert Jahren als alter Praktiker festgelegt hatte, 
stimmt heute noch im wesentlichen; nur die Grenze zwischen topographischen Karten 
und chorographischen (diesen Ausdruck setze ich dem topographischen gegenüber) 
hat sich etwas verschoben. 4 Den Ausdruck „Spezial“-Karte habe ich ganz fallen 
lassen, weil man zuletzt in jedem Maßstab von Karten mit bestimmter Zwecksetzung 
als von Spezialkarten sprechen kann. Was für ein Gebiet Spezialkarte ist, ist für 
ein anderes nur Übersichtskarte. 
1 E. D. Hauber: Versuch einer umständlichen Historie der Land-Charten. Ulm 1724, S. 74, 
86, 87. In dem Nachtrag zu dem Versuch, S. 58, P. 90, zählt Hauber Kreiskarten des sächsischen 
Kartographen Zürner auf. 
2 Homann: Vorschläge von den nötigen Verbesserungen der Weltbeschreibungs-Wissenschaft 
und einer disfals bey der Homannischen Handlung zu errichtenden neuen Academie. Nürnberg 1747. 
3 J. G. Lehmann: Die Lehre der Situation-Zeichnung oder Anweisung zum richtigen Erkennen 
u. genauen Abbilden der Erdoberfläche, in Charten und Planen. 4. Aufl. Dresden u. Leipzig 1828, S. 5. 
4 Tm Sinne Lehmanns sehen wir z. B. heute noch den Ausdruck „chorographisch“ auf der topo 
graphischen Karte von Portugal 1: 100000 „Carta chorographica de Portugal“ angewandt.
	        
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